Ein syrischer Künstler und Flüchtling an der Art Basel

Der syrische Künstler Allam Fakhour wird an einem UNHCR-Projekt im Rahmen der diesjährigen Art Basel teilnehmen. Dank des Resettlement-Programms lebt er seit 2015 als anerkannter Flüchtling in der Schweiz.

Der syrische Künstler Allam Fakhour wird am UNHCR-Projekt auf der Art Basel teilnehmen. Er lebt seit 2015 als anerkannter Flüchtling in der Schweiz. © UNHCR/Mark Henley

Allam Fakhour ist einer von mehreren Künstlern, deren Plakate während der Kunstmesse Art Basel in den Strassen von Basel ausgestellt werden. Er hat sich für die Darstellung einer Weltkarte entschieden, über die rote Kinderfüsse laufen. “Das Blut von Kindern verdirbt die Reinheit der zivilisierten Welt”, sagt er dazu. Ein weiteres Plakat von ihm zeigt Träume von im Krieg lebenden Kindern, wie zum Beispiel mit einem Luftballon davonzufliegen.

“Als Syrer ist es mir wichtig, die Menschen in diesem Krieg und die Flüchtlinge zum Thema meiner Arbeiten zu machen”, sagt Fakhour. Er ist 2015 zusammen mit seiner Frau Mervat durch das Schweizer Resettlement-Programm mit UNHCR in die Schweiz gekommen. Das Ehepaar war 2014 aus Syrien in den Libanon geflüchtet, während der Rest seiner Familie in Syrien blieb. “Der andauernde Krieg in Syrien weckt schmerzhafte Erinnerungen und macht mich traurig – Viele Menschen, die ich kannte, sind ums Leben gekommen”, berichtet er. Er entschloss sich zur Flucht, nachdem die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) Dörfer nahe seiner Herkunftsstadt Salamiya im Zentrum Syriens eroberte und mehrere Massaker verübte. Zugleich wurde Fakhour von den Regierungsbehörden gesucht. “Ich bin weder für die Regierung, noch für die IS-Miliz, deshalb habe ich Syrien verlassen.”

“Als Syrer ist es mir wichtig, die Menschen in diesem Krieg und die Flüchtlinge zum Thema meiner Arbeiten zu machen.”

Allam Fakhour, syrischer Künstler

 

Switzerland. Syrian artist finds a haven thanks to resettlement

Für seinen Beitrag zum Projekt «Art Stands with Refugees» hat er sich für die Darstellung einer Weltkarte entschieden, über die rote Kinderfüsse laufen. © UNHCR/Mark Henley

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Er kommentiert diese bewusste Entscheidung auf unmissverständliche Weise: “Das Blut von Kindern verdirbt die Reinheit der zivilisierten Welt”. © UNHCR/Mark Henley

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“Als Syrer ist es mir wichtig, die Menschen in diesem Krieg und die Flüchtlinge zum Thema meiner Arbeiten zu machen”, sagt Allam Fakhour. © UNHCR/Mark Henley

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Er ist 2015 zusammen mit seiner Frau Mervat durch das UNHCR-Resettlement-Programm mit UNHCR in die Schweiz gekommen. © UNHCR/Mark Henley

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“Der andauernde Krieg in Syrien weckt schmerzhafte Erinnerungen und macht mich traurig – Viele Menschen, die ich kannte, sind ums Leben gekommen”, erklärt Allam. © UNHCR/Mark Henley

 

Fakhour ist ein Menschenrechtsaktivist. 2006 wurde er als 28-Jähriger deshalb zusammen mit sieben weiteren Aktivisten verurteilt und war fünf Jahre in dem berüchtigten Gefängnis Saidnaya bei Damaskus inhaftiert. Amnesty International hatte damals dazu aufgerufen, Appelle an die syrischen Behörden zu schicken und die Freilassung der Gruppe zu verlangen. 2011 wurde Fakhour freigelassen, in jenem Jahr begann ein Volksaufstand, der sich aufgrund der staatlichen Repression schliesslich zum Bürgerkrieg entwickelte.

Art Basel als Chance

Heute leben Fakhour und seine Frau in Näfels im Kanton Glarus. In ihrem Haus mit hellen Schindelfassaden und einem Kachelofen, das zwischen einer steilen Felswand und der Durchgangsstrasse steht, hat der Künstler ein kleines Atelier eingerichtet. Dort sind unter anderem bunte Porträts in Acryl in Arbeit. Zu seinen Werken zählt auch eine beeindruckende Skulptur: Die Gesichter eines Mannes und einer Frau fliessen wie Wachs zusammen und bilden einen einzigen Mund zu einem grossen Schrei – ein Sinnbild für das Leiden der Bevölkerung im Krieg in Syrien.

“Die Möglichkeit, an der Art Basel dabei zu sein, gibt mir Energie und Hoffnung, weiterhin als Künstler arbeiten zu können.”

Allam Fakhour, syrischer Künstler

Als ihn das UNHCR Büro für die Schweiz fragte, ob er am UNHCR-Projekt während der Art Basel mitwirken wolle, hat sich Fakhour sehr gefreut. “Die Möglichkeit, an der Art Basel dabei zu sein, gibt mir Energie und Hoffnung, weiterhin als Künstler arbeiten zu können”, sagt Fakhour. Vor Kurzem hat sich auch eine Galerie in Zürich für eine Ausstellung mit seinen Werken interessiert.

Dennoch ist es für ihn schwierig, in der Schweiz beruflich Fuss zu fassen. Zwar hat Fakhour fünf Jahre Kunst an der Universität von Damaskus studiert. Der heute 42-Jährige arbeitete unter anderem als Bildhauer, Polydesigner (Dekorateur), Siebdrucker und Kunstlehrer. Im Kanton Glarus sind Stellen auf diesen Gebieten aber rar. Zudem spürt Fakhour von Arbeitgebern aufgrund der Terroranschläge von Extremisten auch Vorbehalte gegenüber arabischen und muslimischen Flüchtlingen. Demgegenüber betont er, dass er doch vor den Extremisten der IS-Terrormiliz geflüchtet sei. Fakhour ist offen, auch Arbeitsstellen ausserhalb des Kunstbereiches anzunehmen. Er hat etwa auch in der Reinigung und in einer Holzfabrik gearbeitet sowie Stellen in Restaurants gesucht. Auf dem Bau arbeiten könnte er nicht, denn von der Folter im Gefängnis hat er bleibende Beeinträchtigungen der Hände und Füsse. Am Opernhaus in Zürich machte Fakhour ein Praktikum als Theaterplastiker. Er wäre gerne geblieben, aber es war von vornherein klar, dass eine Festanstellung nicht möglich war. Wie alle anerkannten Flüchtlinge mit Aufenthaltsbewilligung B kann er nur in einen anderen Kanton ziehen, wenn er dort eine 100-Prozent-Stelle findet.

Die Söhne warten auf die Ausreise

Zu der schwierigen Arbeitssituation kommt, dass das Paar seit vier Jahren auf Mervats Söhne aus erster Ehe wartet. Obwohl sie mit ihnen per Whatsapp in ständigem Kontakt sind, ist es für Mervat sehr schwer und unverständlich dass die beiden bisher nicht in die Schweiz kommen konnten. Die Jungen waren damals beim Vater in Syrien geblieben, weil die Flucht durch das Kriegsgebiet für sie zu gefährlich war. Sie mussten dann zwar später doch in den Libanon fliehen, wurden jedoch bisher nicht in das UNHCR-Resettlement Programm aufgenommen, das wegen der beschränkten Anzahl der Plätze nur ganz besonders vulnerable Flüchtlinge aufnehmen kann. Der ältere Sohn ist heute 20 Jahre alt und lebt im Libanon, weil er in Syrien in den Militärdienst müsste. Der jüngere ist 18, er hatte die Schule abgebrochen, weil im Libanon monatelang vergeblich darauf wartete, in die Schweiz kommen zu können. Heute lebt er wieder in Syrien.

Im Kanton Glarus haben sich Fakhour und seine Frau eingelebt und nette Menschen kennengelernt, die ihnen etwa auch mit Kontakten weiterhalfen. “Wir freuen uns, wenn wir Leute treffen, mit denen wir lachen können”, sagt Fakhour.

 

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Allam Fakhour ist ein Menschenrechtsaktivist. 2006 wurde er als 28-Jähriger deshalb zusammen mit sieben weiteren Aktivisten verurteilt und war fünf Jahre in Saidnaya bei Damaskus inhaftiert. © UNHCR/Mark Henley

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Heute leben Allam und Mervat in Näfels im Kanton Glarus – in einem Haus mit hellen Schindelfassaden, das zwischen einer steilen Felswand und der Durchgangsstrasse steht. © UNHCR/Mark Henley

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Dort hat der Künstler ein kleines Atelier eingerichtet, wo unter anderem bunte Porträts in Acryl in Arbeit sind. © UNHCR/Mark Henley

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“Die Möglichkeit, an der Art Basel dabei zu sein, gibt mir Energie und Hoffnung, weiterhin als Künstler arbeiten zu können”, sagt Allam Fakhour. © UNHCR/Mark Henley

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Am 12. Juni wird er seinen neuen, Südostschweizer Alltag vorübergehend verlassen, um wie früher in Syrien und Libanon wieder als Künstler Anerkennung zu bekommen. © UNHCR/Mark Henley

 

Am 12. Juni wird er seinen neuen, Südostschweizer Alltag vorübergehend verlassen, um wie früher in Syrien und Libanon wieder als Künstler Anerkennung zu bekommen – und zwar im Rahmen des UNHCR-Projektes „Art Stands with Refugees“, welches in diesem Jahr unter anderem mit der Unterstützung des bekannten Künstlers Alfredo Jaar entwickelt worden ist.