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Vor fast zwanzig Jahren in Zürich gegründet, bietet die Organisation Dar Al Farah heute erfolgreich eine Vielzahl von Kursen und Aktivitäten im Bereich Integration an. Dennoch hat der flüchtlingsgeleitete Verein mit verschiedensten Herausforderungen zu kämpfen.
Eine dicke Schicht grauer Hochnebel liegt an diesem Samstagmorgen im Dezember über Zürich. Auf den Strassen steuern man warm eingepackte Passanten eiligen Schrittes auf den nächsten, geheizten Raum zu, ob Tram, Einkaufsladen oder Büro. In der Nähe des Schwamendingerplatzes im Kreis 12 sind Kinder mit ihren Schultaschen auf dem Weg zur Schule. Wie an einem gewöhnlichen Wochentag.
Am Eingang des Schulhauses an der Friedrichstrasse steht Mowada Hussein, die Koordinatorin des Vereins Dar Al Farah. Aus dem Gebäude dringt fröhliches Stimmengewirr. «Wir haben heute vier neue Schüler in unseren Arabischunterricht aufgenommen», erklärt Mowada, als wir die Treppe in den ersten Stock hinaufsteigen. «Letzte Woche waren es sechs. Insgesamt nehmen 120 Kinder an unserem Unterricht teil, die jüngsten sind noch im Kindergarten. Wir unterrichten übrigens auch in Winterthur.»
In einem der Klassenzimmer sitzen dreizehn Kinder im Alter von etwa zehn Jahren um ihre Lehrerin herum auf dem Boden. Sie blättert durch die Seiten eines Buches mit verschiedenen Illustrationen. Die erste zeigt ein Wohnzimmer. Die Lehrerin deutet nacheinander auf jeden Gegenstand im Bild und bittet die Kinder, die Dinge auf Arabisch zu benennen. Die Hände schiessen in die Höhe und die Antworten sprudeln nur so aus den jungen Schülerinnen und Schülern heraus – auf Arabisch natürlich, oft aber auch auf Schweizerdeutsch.
Selbst nach einer langen Schulwoche ist die Begeisterung für das neue Fach in der Klasse von Lehrerin Nancy Malik deutlich zu spüren. Auch Mowada Hussein kann sich angesichts so viel Energie ein Lächeln nicht verkneifen. «Dieser Unterricht ist sehr wichtig. Die Eltern dieser Kinder, egal ob Flüchtlinge oder Migranten, wollen ihre kulturellen Wurzeln bewahren. Arabisch zu sprechen ermöglicht es ihnen, mit ihren Familien in der Heimat zu kommunizieren», erklärt Mowada, während wir zur nächsten Klasse wechseln. Auch hier findet gerade eine Übung zum Wortschatz statt. «Die Kinder lernen aber nicht nur Lesen und Schreiben», erklärt die Koordinatorin, «es wird auch viel gebastelt».
Ein abwechslungsreiches Schulprogramm also, das Dar Al Farah neben anderen Aktivitäten seit fast zwanzig Jahren anbietet. Doch trotz der Anerkennung durch die Behörden und zahlreichen Auszeichnungen, die der Verein im Laufe der Jahre erhalten hat – darunter 2015 eine Auszeichnung der Stadt Opfikon für sein grosses Engagement in der Integrationsarbeit – ist es für Dar Al Farah schwierig, sich weiterzuentwickeln.
«Unser Traum ist, dass Dar Al Farah eine eigene Schule bauen könnte.»
«Die grösste Herausforderung ist die Finanzierung», erklärt Mowada Hussein. «Bei Dar Al Farah arbeiten wir alle ehrenamtlich. Das bescheidene Schulgeld, das die Eltern zahlen können, deckt nur die Kosten des Schulmaterials. Wir würden uns darum mehr Unterstützung durch die öffentliche Hand wünschen.»
Nach einem Besuch in weiteren Klassen schliesst die Koordinatorin den Besuch im Lehrerzimmer der Schule ab, wo gerade eine Präsentation zum Schweizer Schul- und Ausbildungssystem stattfindet. Inaam Al Haristany, Gründerin des Vereins, steht vor dem Bildschirm und preist vor etwa 30 Personen die Vorzüge einer Lehre an.
Die Aktivitäten von Dar Al Farah beschränken sich in der Tat nicht nur auf den Sprachunterricht. Schwimmkurse für Mütter und Kinder, Frauentreffs mit individueller Betreuung, kulturelle Veranstaltungen, Familienberatung und -begleitung – das Angebot ist reichhaltig und der Verein würde es gerne noch erweitern. Mowada Hussein schliesst ab: «Unser Traum ist, dass Dar Al Farah eine eigene Schule bauen könnte.»
Dar Al Farah ist eine von rund 40 Flüchtlingsgemeinschaften, die UNHCR im Rahmen einer Untersuchung befragt und analysiert hat. Diese oftmals unbekannten, wenig sichtbaren Organisationen spielen eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Flüchtlingen nach ihrer Ankunft und während ihrer Integration.
Im Fall von Dar Al Farah haben zwischen 2019 und 2022 mehr als 800 Kinder aus 13 Ländern die angebotenen Arabischkurse besucht. Insgesamt 75 Frauen haben sich freiwillig gemeldet, um Arabisch zu unterrichten. Diese Arbeit hat ihnen erlaubt, praktische Erfahrungen zu sammeln und sich schneller zu integrieren.
Im selben Zeitraum, in dem die Arabischkurse stattfanden, führte Dar Al Farah 40 weitere Integrationsprojekte durch und arbeitete mit neun Institutionen zusammen. Die Beratungsdienste des Vereins tragen dazu bei, den Stress und die Verwirrung von Flüchtlingen nach der Ankunft und bei der Integration in den Schweizer Alltag zu lindern.
«Unser Team und die Gruppe der Lehrerinnen bestehen ausschliesslich aus Frauen. Das zeigt auch unsere Stärke: Wir Frauen haben den Willen, die Kraft und die Initiative, Dinge zu bewegen und durchzuhalten. Ich glaube, das ist das Geheimnis unseres Erfolgs und unseres Fortbestands», erklärt Gründerin Inaam Al Haristany. Informations- und Beratungssitzungen, Familienbegleitung, kulturelle Veranstaltungen: All diese Aktivitäten ermöglichen es Flüchtlingen, sich mit dem Leben in der Schweiz vertraut zu machen.
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