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Mehr als 1.500 Flüchtlinge und Migranten sind seit Jahresbeginn beim Versuch, das Mittelmeer zu überqueren, gestorben. Alleine im Juni und Juli haben mehr als 850 Menschen ihr Leben verloren. Damit gilt die Mittelmeer-Route einmal mehr als tödlichste Seeroute der Welt.
Besorgniserregend ist vor allem, dass die Überquerung so viele Todesopfer fordert, während die Gesamtanzahl der Menschen, die nach Europa kommen, im Vergleich zu den letzten Jahren abgenommen hat. Rund 60.000 Menschen haben dieses Jahr bisher das Mittelmeer überquert. Das entspricht etwa der Hälfte der Überfahrten des gleichen Zeitraumes im Vorjahr und liegt auf einem ähnlichen Niveau wie in den Jahren vor 2014. Allerdings ist von jenen Menschen, die im Juni oder Juli 2018 über die Mittelmeer-Route nach Europa kommen wollten, jeder 31. gestorben oder als vermisst gemeldet. Im Vergleich: 2017 traf das auf jeden 49. zu.
„UNHCR appelliert an die Staaten und Verantwortungsträger entlang der Transit-Staaten alles Notwendige zu unternehmen, um gegen die Schlepper-Netzwerke vorzugehen“, sagte Vincent Cochetel, UNHCR-Sonderbeauftragter für das Mittelmeer. „Um Leben zu retten müssen wir geeignete Maßnahmen setzen, um jene zur Verantwortung zu ziehen, die aus der Ausbeutung von besonders schutzbedürftigen Personen Profit schlagen wollen.“
Berichten zufolge organisieren Menschenhändler und Schlepper immer häufiger gefährliche Überfahrten in seeuntauglichen, instabilen Booten. Diese Boote werden von den Schleppern absichtlich mit Passagieren überladen und auf dem Meer im Stich gelassen, in der Hoffnung, dass rechtzeitig Rettung naht.
Ohne Gegenmaßnahmen werden in den kommenden Monaten viele weitere Menschen im Mittelmeer sterben. Das gute Wetter bietet Schleppern währenddessen die Möglichkeit, die Situation der Flüchtlinge weiterhin auszunützen.
Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren, als Italien die meisten Geflüchteten aufnahm, ist mittlerweile Spanien zum Hauptziel geworden. Mehr als 23.500 Menschen sind bislang über das Meer nach Spanien gelangt. In Italien kamen 18.500 Menschen an, in Griechenland 16.000.
Im Juli hat UNHCR dazu aufgerufen, Such- und Rettungskapazitäten im Mittelmeer zu verstärken, nachdem diverse gesetzliche und logistische Einschränkungen über NGO-Rettungsschiffe verhängt wurden. Zuvor waren mehrere Schiffe mit geretteten Passagieren an Bord tagelang auf dem Meer umhergeirrt, nachdem ihnen die Ausschiffung verweigert worden war. Verstärkte Such- und Rettungsmaßnahmen sowie ein klarer und voraussehbarer Mechanismus für das An-Land-Gehen sind Grundpfeiler des gemeinsamen Konzepts von UNHCR und IOM, das zu einer regionalen und gemeinschaftlichen Lösung bei der Rettung im Mittelmeer aufruft.
„Wir sind uns sicher, dass die Tragödie am Mittelmeer weitergehen wird, wenn nicht ein abgestimmer, gemeinsamer Weg gefunden wird, der Küstenstaaten und Stakeholder der See- und Schiffsindustrie zusammenbringt“, sagte Cochetel. „Es stehen so viele Leben auf dem Spiel. Daher ist es enorm wichtig, dass Schiffskapitäne wissen, dass sie gerettete Passagiere an Land bringen können und somit das traditionsreiche Prinzip, Menschen in Seenot zu retten, geschützt wird.“
13,5 Prozent der Menschen, die über das Meer nach Europa kommen, sind syrische Flüchtlinge. Syrerinnen und Syrer sind somit nach wie vor die größte Gruppe, die übers Meer nach Europa kommt, was die Verzweiflung der Betroffenen der weltweit größten Flüchtlingskrise verdeutlicht.
UNHCR fordert erneut die internationale Gemeinschaft auf, die Ursachen für Vertreibung und Flucht zu bekämpfen, die Menschen dazu zwingen, ihre Häuser zu verlassen und gefährliche Reisen auf sich zu nehmen.
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