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Vier junge geflüchtete Menschen setzen sich mit ihren Vereinen für Bildung und Chancengleichheit ein.
Saida, Abdiwahab, Ramzan und Raed – das sind vier junge Menschen, die vieles gemeinsam haben. Sie alle studieren in Wien, jede*r musste aus einem anderen Land flüchten und alle vier engagieren sich in Vereinen. Dort setzen sie sich mit weiteren Studierenden und Schüler*innen für ein Thema ein, das ihnen besonders am Herzen liegt: Bildung und Chancengleichheit für alle. In Zukunft wollen die vier Vereine IGASUS, Garas Aid, Arabische Studierende in Österreich und SERLO gemeinsam noch mehr erreichen. Diese Vereine stehen stellvertretend für zahlreiche Vereine, die von Flüchtlingen ins Leben gerufen wurden und sich – mehrheitlich ehrenamtlich – in der Bildungsarbeit engagieren.
IGASUS – Motivation für afghanische Schüler*innen und Student*innen in Österreich
Saida Rezai ist Mitglied des Vereinsvorstandes von IGASUS, der Interessensgemeinschaft der afghanischen Schüler*innen und Student*innen. Die Studentin ist dort verantwortlich für die Kommunikation des Vereins nach außen. IGASUS hat sich dem Thema Bildung verpflichtet und möchte junge Menschen aus der afghanischen Community dazu motivieren, Schule und Studium in Österreich zu meistern. „Bildung ermöglicht alles, sie öffnet die Türen zu anderen Welten. Wir möchten uns daher gegenseitig empowern und unterstützen, nach Bildung zu streben und uns selbst immer weiterzubilden, denn man lernt nie aus“, beschreibt die 20-jährige Saida die Mission von IGASUS. Mit Workshops, Vernetzungstreffen, Beratungsangeboten, Nachhilfe und weiteren Angeboten sollen Jugendliche und junge Erwachsene aus der Community unterstützt werden. Das Team von IGASUS besteht zum Großteil aus afghanischen Studierenden und Akademiker*innen, die ihre Erfahrungen und ihr Wissen über Schule, Studium und Job in Österreich weitergeben wollen.
Besonders sichtbar wird die Arbeit von IGASUS bei der jährlich stattfindenden Zeremonie der Absolvent*innen. Dabei werden Schüler*innen und Studierende geehrt, die die Schule, Universität oder eine Lehre abgeschlossen haben. Die Absolvent*innen motivieren wiederum andere junge Menschen und werden so zu Vorbildern.
Die Vernetzung mit anderen Vereinen und Initiativen ist für Saida und die weiteren Vereinsmitglieder sehr wichtig. „Die Kooperation mit anderen Vereinen aus dem Bildungsbereich ist uns ein großes Anliegen. So können wir gemeinsam Ziele umsetzen und ein breiteres Publikum ansprechen. Durch Kooperationen können wir gemeinsam viel bewegen“, ist sich Saida sicher.
Mehr Informationen zu IGASUS
www.igasus.org
www.facebook.com/IGASUS/
www.instagram.com/igasus_austria/
Garas Aid – Unterstützung für Schüler*innen in Somalia und Österreich
Der BWL-Student Abdiwahab Adan hat das Hilfsprojekt Garas Aid 2016 gemeinsam mit Freund*innen gegründet. Abdiwahab und sein Team sind in Österreich für Kinder und Jugendliche da und helfen mit Nachhilfe und Beratung. „Wir wissen genau, wie schwierig es ist, hier in Österreich ein Studium abzuschließen oder eine passende Lehre zu finden, daher engagieren wir uns für faire Bildung für alle“, erklärt Abdiwahab.
Ein weiterer Fokus des Projekts Garas Aid, das mittlerweile als eingetragener Verein in Österreich weiterläuft, liegt auf der Unterstützung von Schüler*innen in Somalia. „Die meisten unserer Mitglieder kommen aus Somalia und wissen genau, wie die Situation dort ist, und dass die Mehrheit der Kinder dort keinen Zugang zur Bildung hat“, berichtet der 26-jährige Abdiwahab über seine Motivation für die Gründung von Garas Aid. Dass so wenige Kinder in Somalia zur Schule gehen können, liegt vor allem daran, dass viele Eltern sich die Schulgebühren einfach nicht leisten können. Und genau dort versucht Garas Aid zu unterstützen. Der Verein sammelt in Österreich Spenden, um den Schulbesuch für Kinder in Somalia zu ermöglichen. Vor allem Kinder alleinerziehender Mütter und Väter erhalten vom Verein Unterstützung, um das Schulgeld, aber auch die Lernmaterialien und die Jause für die Schule bezahlen zu können.
Im Schuljahr 2019 konnte das siebenköpfige Team von Garas Aid bereits 35 Schüler*innen auf ihrem Bildungsweg unterstützen. Mit August wurde diese Zahl verdoppelt, so dass jetzt 70 Schüler*innen betreut werden können. Das nächste große Ziel des Vereins: Die Zukunft von noch mehr Kindern positiv zu verändern, Räumlichkeiten zum Lernen schaffen und neue Schulen bauen.
Mehr Informationen zu Garas Aid
http://www.garasaid.org/
www.facebook.com/garasaid.org/
www.instagram.com/garas_aid/
Arabische Studierende in Österreich – Beratung zum Studium auf Facebook
Wie schreibe ich mich für ein Studium ein? Welche Dokumente brauche ich? Wie funktioniert der Uni-Alltag? Diese und viele weitere Fragen stellen sich Studierende am Beginn ihrer Uni-Laufbahn. Vor allem für geflüchtete Menschen und Personen, deren Erstsprache nicht Deutsch ist, ist es anfangs schwierig, sich im Studium zurechtzufinden. Man kennt das österreichische Bildungssystem nicht, die Anerkennung von Abschlüssen ist nicht kompliziert und kostet viel Zeit. Auch Raed Alazawi, der aus Syrien flüchten musste, hat diese Erfahrung gemacht, als er in Österreich sein Studium weiterführen wollte. Um andere arabisch-sprachige Studierende bei Fragen zum Studium in Österreich zu unterstützen, gründete der Pharmazie-Student und Biochemie-Absolvent Raed deshalb eine Facebook Gruppe.
Mittlerweile ist diese Facebook Gruppe auf fast 4.000 Personen angewachsen, die mit Fragen und auf der Suche nach Tipps zu Raed und seinem Team kommen. Die sieben Mitglieder der „Arabischen Studierenden in Österreich“ (ASÖ) haben sich viel Wissen angeeignet und sind so zu Uni-Expert*innen geworden, die auch auf die schwierigsten Anfragen Antworten finden. Woher sie ihre Motivation nehmen? „Wir helfen gerne und haben genügend Informationen über das Uni-System. Andere Studierende sollen nicht mit den Problemen und Schwierigkeiten konfrontiert werden, mit denen wir am Anfang zu kämpfen hatten“, so Raed.
Mehr Informationen zu ASÖ
www.facebook.com/groups/1858236957593401
SERLO – Mehr Sichtbarkeit für aus Tschetschenien stammende Studierende
Den Verein SERLO (Tschetschenische HochschülerInnen Österreich) gibt es mittlerweile seit drei Jahren. Das Ziel von SERLO ist es, mehr Jugendliche aus der tschetschenischen Community zu einem Studium zu motivieren. Außerdem sollen tschetschenische Studierende an österreichischen Hochschulen mehr Aufmerksamkeit bekommen. Ramzan Jashurkaev, der Internationale Betriebswirtschaft in Wien studiert und als Vorsitzender für SERLO tätig ist, unterstreicht die Bedeutung von positiven Vorbildern für die Community. „Wir wollen Chancen und Möglichkeiten aufzeigen und jungen Menschen in Österreich vermitteln, dass es möglich ist, eine Ausbildung oder ein Studium zu machen, auch wenn sie es sich nicht vorstellen können“, sagt Ramzan.
Beratung, Vernetzung und die Bereitstellung von Informationen zu verschiedenen Studienrichtungen sollen dabei helfen. Zusätzlich bietet SERLO auch Workshops zum Thema Bildung in Schulen an. Über 100 Mitglieder unterstützen den Verein, der in seiner Zielsetzung einzigartig in Österreich ist, in seiner Mission. Und auch die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen und Initiativen im Bildungsbereich ist für das Team von SERLO sehr wichtig. „Wir legen großen Wert auf Diversität und möchten eine offene Sicht auf die Welt kommunizieren. Deshalb schätzen wir den Austausch mit anderen Organisationen sehr“, erzählt Ramzan.
Mehr Informationen zu SERLO
www.instagram.com/serlovwh_at
Gemeinsam noch stärker
Jeder der vier Vereine ist in unterschiedlichen Communities und Bereichen aktiv und hat einen eigenen Schwerpunkt. Trotzdem möchten sie in Zukunft enger zusammenarbeiten. „Wir haben so viel Expertise, die wir gemeinsam für Bildung und Chancengleichheit einsetzen können. Eine Kooperation ist keine Hürde, sondern eine große Bereicherung für uns alle“, ist Saida vom Verein IGASUS überzeugt.
Bei einem gemeinsamen Workshop im Jänner 2020, der von UNHCR koordiniert wurde, konnten die Vereine sich erstmals näher kennenlernen und intensiver austauschen. „Wir wussten teilweise gar nicht, dass es so viele andere Vereine gibt, die alle das gleiche Ziel wie wir haben“, erzählt Raed von seinen Eindrücken beim Workshop. Mittlerweile treffen sich die Vertreter*innen von IGASUS, Garas Aid, SERLO und den Arabischen Studierenden regelmäßig und teilen auch über eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe Informationen miteinander, um gemeinsam noch mehr für geflüchtete Schüler*innen und Studierende zu erreichen.
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