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UNHCR evakuierte am 15. Oktober erstmals wieder eine Gruppe von 153 gefährdeten Flüchtlingen und Asylsuchenden aus Libyen in das Notfall-Transit-Center (ETM) in Niger.
Es ist der erste Flug nach einer siebenmonatigen Pause. Die humanitären Flüge mussten im März aufgrund von Bedenken der öffentlichen Gesundheit im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie, die in vielen Ländern zum Erliegen des Flugverkehrs führte, eingestellt werden.
Bei der evakuierten Gruppe handelt es sich um Personen aus Eritrea, Somalia, Sudan und Südsudan, darunter 16 Familien und 15 Kinder unter 18 Jahren, von denen viele unbegleitet oder von ihren Eltern getrennt sind.
Da die Zahl der COVID-19-Fälle in Libyen weiter steigt und landesweit etwa 46.000 Fälle bestätigt wurden, wurden alle Passagiere vor der Abreise getestet. Zusätzlich wurden Beratungsgespräche zu Schutzmaßnahmen gegen COVID-19 durchgeführt. Die Gruppe durchläuft nun eine zweiwöchige Quarantäne in Niger und einen weiteren Test im Einklang mit den Gesundheitsmaßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung des Coronavirus.
Die Mehrheit der Evakuierten lebte in der libyschen Hauptstadt Tripolis. Praktisch alle (97 Prozent) wurden in Libyen willkürlich inhaftiert, unter anderem in den Gefangenenlagern von Tajoura, Zintan oder Triq al Sikka. Einige der Betroffenen waren mehr als zwei Jahre lang unter äußerst schrecklichen Bedingungen inhaftiert und wurden kürzlich mit Hilfe von UNHCR freigelassen.
Gegenwärtig werden schätzungsweise mehr als 3.400 Migranten und Asylsuchende in von der Regierung betriebenen Haftanstalten in Libyen festgehalten, wo die Bedingungen äußerst prekär sind und viele von ihnen der Gefahr ernsthaften Missbrauchs ausgesetzt sind.
Die Wiederaufnahme von Evakuierungsflügen ist angesichts der instabilen Lage in Libyen, der raschen Ausbreitung des Coronavirus und seiner gesundheitlichen und sozioökonomischen Auswirkungen auf Flüchtlinge und Asylsuchende, denen es immer schwerer fällt, ihren Lebensunterhalt und den ihrer Familien zu bestreiten, jetzt besonders wichtig.
UNHCR begrüßt die Unterstützung der libyschen Behörden bei der Erleichterung der Verfahren, die zu diesem lang erwarteten Evakuierungsflug sowie zur Freilassung weiterer Personen aus den Haftanstalten geführt haben.
Der gestrige Flug ist ein Beweis dafür, dass trotz der Bedrohung durch COVID-19 Evakuierungen aus Libyen möglich sind, wenn gemeinsame Anstrengungen unternommen werden und Expertise sowie medizinische Protokolle vorhanden sind, die sichere Transfers ermöglichen.
Im Notfall-Transit-Center in Niger erhalten die evakuierten Flüchtlinge nun Unterkunft, Nahrungsmittel, medizinische Versorgung sowie tägliche Kurse und Aktivitäten, während langfristige Lösungen für die Betroffenen wie z.B. Resettlement gesucht werden.
Den ETM in Niger gibt es seit 2017 und dank der Unterstützung der nigrischen Behörden konnte UNHCR in den letzten drei Jahren 3.165 gefährdete Asylsuchende aus Libyen in den Niger evakuieren.
Im Jahr 2020 hat UNHCR nun mit dieser zweiten Evakuierung insgesamt 501 gefährdeten Flüchtlingen aus Libyen geholfen, darunter 221, die bereits durch Resettlement in Europa aufgenommen wurden. Insgesamt hat UNHCR 45.661 Flüchtlinge und Asylsuchende in Libyen registriert.
UNHCR setzt sich bei Regierungen weltweit weiterhin dafür ein, mehr Resettlement-Plätze und andere dauerhafte Lösungen bereitzustellen, damit mehr gefährdete Flüchtlinge und Asylsuchende Libyen verlassen können.
UNHCR wiederholt auch seine Aufforderung an die libyschen Behörden, alle inhaftierten Asylsuchenden freizulassen und den willkürlichen Inhaftierungen ein Ende zu setzen.
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