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Alqumit ist in einer anderen Welt angekommen. Die alleinerziehende Mutter und Bibliothekarin Linnea Tell aus Malmö hat den schwulen muslimischen Künstler Alqumit Alhamad bei sich aufgenommen.
MALMÖ, Schweden – Alqumit Alhamad ist Syrer, Muslim und homosexuell. Es schneite, als er im Februar 2016 nach Schweden kam. In seinem kleinen Rucksack hatte er lediglich einige Kleidungsstücke, ein paar Pinsel und CDs von Lady Gaga, Björk und Barbara Streisand verstaut.
„Die Grenzbeamten schauten mich überall in Europa komisch an, wenn sie meinen Rucksack durchsuchten“, sagt er. „Mir machte das aber nichts aus. Ich kann ohne meine Musik nicht leben.“
Der 24-jährige Künstler floh aus Rakka in Nordsyrien, als dort im Jahr 2012 der „Islamische Staat“ die Kontrolle übernahm und die Stadt zu seiner Quasi-Hauptstadt machte. Freunde von Alqumit wurden gefoltert, viele Homosexuelle wurden aus ihrem Zuhause vertrieben.
Zuerst flüchteten Alqumit und seine Familie nach Latakia an der syrischen Mittelmeerküste. Er pendelte nach Aleppo, um dort weiter die Universität zu besuchen. Nachdem sein Uni-Campus bombardiert wurde, musste Alqumit Syrien jedoch endgültig verlassen.
Als er nach Schweden kam, lebte Alqumit zuerst in einer Flüchtlingsunterkunft. Durch einen Freund und die Organisation „Flüchtlinge Willkommen“, die dabei hilft, Flüchtlinge und Einheimische in WGs zu vermitteln, traf er Linnea. Linnea und Alqumit verstanden sich auf Anhieb und sie lud ihn ein, zu sich und ihrem 9-jährigen Sohn Vidar in die Stadt Skurup zu ziehen. Alqumit zog im Mai 2016 ein.
Alqumit und Linnea haben Freundschaft entwickelt, obwohl er extrovertiert und sie eher ruhig ist verbringen fast jeden Abend zusammen, nachdem Linnea ihren Sohn ins Bett gebracht hat. „Sie trinkt ihren grünen Tee, ich meinen arabischen Schwarztee und wir plaudern. Wir reden über alles – unsere Ex-Freunde, unsere Familien, die Arbeit“, sagt Alqumit. „Sie ist wie eine ältere Schwester. Wenn ich Dates habe, schreibt sie sich die Nummer der Typen auf, für alle Fälle.“
„Ich kann gar nicht sagen, wie sehr dies mein Leben verändert hat und wie frei ich mich nun fühle“, sagt er. „Jeden Tag wache ich auf und sage ‚Oh mein Gott, ich bin in Schweden‘. Es ist magisch. Ich kann sagen und tun, was ich will. Die Menschen hier, ihre Unterstützung, die Kultur, die Sicherheit – es ist eine ganz andere Welt, besonders für jemanden wie mich, einen Schwulen aus der arabischen Welt.“
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