UNHCR verschärft Vorsorge-, Präventions- und Reaktionsmassnahmen im Rahmen von COVID-19

„Uneingeschränkter Zugang zu Gesundheitsversorgung, auch für die am stärksten marginalisierten Mitglieder der Gesellschaft, ist der beste Weg, uns alle zu schützen“, sagt UN-Flüchtlingshochkomissar Filippo Grandi.

Ein junges Mädchen trägt eine Schutzmaske in Dhaka, Bangladesch. ©UNHCR/ Ritzau Scanpix

Die Reaktion der Welt auf die COVID-19-Krise muss sich auf alle Menschen konzentrieren und alle umfassen, auch diejenigen, die gezwungen sind, aus ihrer Heimat zu fliehen. Ältere Menschen unter den weltweiten Vertriebenen sind besonders verletzlich, warnte heute UNHCR in seinem ersten Appell anlässlich der Ausbreitung des COVID-19.

UNHCR braucht dringend eine anfängliche Summe von 33 Millionen US-Dollar. Diese Summe ist wesentlich, um auf den erhöhten Gesundheitsbedarf von Flüchtlingen durch COVID-19 reagieren zu können und um die Vorbereitungs-, Präventions- und Reaktionsmassnahmen zu verstärken.

„Bis dato gibt es noch keine bestätigten Berichte über COVID-19-Infektionen unter Flüchtlingen und Asylsuchenden. Das Virus kann jedoch jeden befallen, und es liegt in unserer kollektiven Verantwortung, sicherzustellen, dass die globale Reaktion alle Menschen einschliesst”, sagte UN-Flüchtlingshochkomissar Filippo Grandi. „Uneingeschränkter Zugang zu Gesundheitsversorgung, auch für die am stärksten marginalisierten Mitglieder der Gesellschaft, ist der beste Weg, uns alle zu schützen. Jeder auf diesem Planeten – einschliesslich Flüchtlinge, Asylsuchende und Binnenvertriebene – sollte Zugang zu Gesundheitseinrichtungen und -leistungen haben.”

Mehr als 70 Millionen Menschen weltweit wurden durch Verfolgung, Konflikte, Gewalt und Menschenrechtsverletzungen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Davon sind mehr als 20 Millionen Flüchtlinge, von denen 84 Prozent von Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen aufgenommen werden, die über ein schwächeres Gesundheitswesen, Wasserversorgungssystem und unzureichende Sanitäranlagen verfügen.

UNHCR verschärft derzeit weltweit seine allgemeinen Vorsorge-, Präventions- und Reaktionsmassnahmen im Rahmen von COVID-19. Die Gesundheit und das Wohlergehen der Flüchtlinge und der humanitären Mitarbeiter*innen, die in mehr als 130 Ländern der Welt arbeiten, stehen im Mittelpunkt dieser Bemühungen.

Der Ausbruch ist eine globale Herausforderung, der mit internationaler Solidarität und Zusammenarbeit begegnet werden muss. Zusammen mit anderen UN-Organisationen und Partnerorganisationen verfolgt UNHCR die Entwicklungen genau und arbeitet auf globaler und Länderebene in Übereinstimmung mit den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegebenen COVID-19-Richtlinien.

Die Reaktion des UNHCR auf COVID-19 baut auf früheren Erfahrungen mit SARS-, Ebola- und Grippeausbrüchen auf. Diese Vorsorgemassnahmen schützen Flüchtlinge vor, während und nach globalen Gesundheitsnotlagen.

In diesem Zusammenhang setzt sich UNHCR dafür ein, dass Flüchtlinge und Asylsuchende sowie Binnenvertriebene in die nationale Beobachtung des Krankheitsverlaufs, die Vorsorgeplanung und die Reaktionspläne integriert werden. Insbesondere fordert UNHCR die Staaten auf, dafür zu sorgen, dass ihre Rechte gleichermassen respektiert werden, falls Einreise-, Reise- und Bewegungsfreiheit eingeschränkt werden.

Bis heute (Stand: 10. März 2020) berichten über 100 Länder über die lokale Übertragung von COVID-19. Davon haben 34 Länder eine Flüchtlingspopulation von mehr als 20.000 Menschen, die derzeit nicht von dem Virus betroffen ist. In diesem Zusammenhang sind Prävention, Vorsorge und Kommunikation von entscheidender Bedeutung.

Da sich Flüchtlinge und Binnenvertriebene oft an Orten befinden, die überfüllt sind oder an denen das öffentliche Gesundheitswesen und andere Dienste bereits überlastet oder schlecht ausgestattet sind, wurde allen UNHCR-Operationen geraten, in Zusammenarbeit mit Regierungen und Partnern Notfallpläne und -mechanismen einzuführen. Diese sollen helfen, die Schutz- und Gesundheitsrisiken für Vertriebene genau zu beobachten, einzudämmen, Bericht darüber zu erstatten und darauf zu reagieren.

Wo dies möglich ist und falls die Notwendigkeit besteht, nationale Massnahmen zu ergänzen, trägt UNHCR in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsministerien, der WHO und Partnerorganisationen zur epidemiologischen Überwachung, Berichterstattung, Ermittlung von Kontaktpersonen und Untersuchung von Warnhinweisen bei, auch an den Einreise- und Aufnahmeorten bzw. in Flüchtlingsunterkünften. Darüber hinaus tragen die UNHCR-Operationen aktiv zu den allgemeinen Bemühungen der UNO bei und überprüfen die Kapazitäten der Partner*innen im Bereich der öffentlichen Gesundheit, um im Falle eines Ausbruchs in Flüchtlings-/Binnenvertriebenen-Lagern oder in Siedlungen zu reagieren.

Den Operationen wird auch empfohlen, ihre Bestände an medizinischen und anderen Hygieneartikeln, Ausrüstungen und persönlichen Schutzausrüstungen zu überprüfen.

UNHCR verstärkt die Kommunikation mit Flüchtlings- und Binnenvertriebenengemeinschaften, insbesondere im Hinblick auf Hygiene- und Sanitärmassnahmen, da rechtzeitige Informationen von wesentlicher Bedeutung sind. Diese Materialien werden an die lokalen, sprachlichen und kulturellen Bedürfnisse angepasst.

UNHCR befasst sich auch mit Fragen wie dem angemessenen Zugang zu sauberem Wasser, Abfallentsorgung und Seife in Gesundheitseinrichtungen, kollektiven Unterkünften und der breiteren Gemeinschaft sowie mit der Ausbildung von Personal zur Sicherstellung der Infektionskontrolle in Gesundheitszentren.