Flüchtlinge und ihre Gastgeber profitieren von der gemeinsamen Nutzung der Landwirtschaft

Eine Agrarinitiative in der Demokratischen Republik Kongo hilft südsudanesischen Flüchtlingen und Einheimischen sich selbstständig zu machen.

Neema (Mitte) verkauft selbst angebaute Kohlköpfe am Markt. Sie ist Teil einer landwirtschaftlichen Genossenschaft, bei den Flüchtlinge und Einheimische zusammen arbeiten. UNHCR/John Wessels

Als Neema Amoya zum ersten Mal in der Demokratischen Republik Kongo ankam, hatte sie große Schwierigkeiten über die Runden zu kommen. Alleine mit ihren fünf Kindern floh sie 2017 aus dem Konflikt im Südsudan und suchte Sicherheit in der Biringi-Siedlung in der Provinz Ituri, Nordkongo.

„Besonders mit Kindern war das Überleben am Anfang sehr schwer. Manchmal gab es nicht genug zu essen“, sagt Neema. Damals kam sie lediglich mit 13 US-Dollar monatlich aus, ausgezahlt von UNHCR und ihrer Schwesterorganisation, dem WFP (Welternährungsprogramm).

Doch heute sieht ihre Situation ganz anders aus. Neema verkauft nun die Früchte aus ihrer eigenen Ernte auf einem kleinen Markt in Biringi. Ermöglicht wurde das durch eine Agrarinitiative, der sie im Februar 2017 beigetreten ist. Das Projekt wird von UNHCR unterstützt und bringt Flüchtlinge und Kongolesen näher zusammen. Sie bewirtschaften das Land gemeinsam und bauen Auberginen, Spinat, Zwiebeln, Tomaten und Kohl an. Die frischen Produkte werden von der Gruppe geerntet und auf einem lokalen Markt verkauft. Die Gewinne werden untereinander aufgeteilt.

„Dieses Projekt hat uns unsere Unabhängigkeit ermöglicht“.

Neema war in ihrer Heimat im Südsudan bereits in der Landwirtschaft tätig und freut sich, dieser Aktivitäten wieder nach gehen zu können. „Dieses Projekt hat uns unsere Unabhängigkeit ermöglicht“ sagte sie. „Wir verdienen so etwas Geld und können überleben, ohne uns auf Spenden verlassen zu müssen“.

Durch das Programm haben sie und ihre Kollegen landwirtschaftliche Geräte und hochwertiges Saatgut bekommen sowie spezielle Techniken und Fähigkeiten für den Gemüseanbau erlernt.

„Noch wichtiger ist es, dass Flüchtlinge Zugang zu sicheren und nahrhaften Lebensmitteln haben und eine Möglichkeit bekommen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, sowie ihr Leben und ihre Zukunft besser zu gestalten“ sagt Marc Barhonyi von UNHCR.

Bahonyi fügt hinzu, dass diese Initiative von lokalen Behörden begrüßt worden sei und sie auch die Beziehung zwischen Flüchtlingen und der lokalen Gesellschaft verbessert.

Guillaume Mageu war der erste Gesellschaftsleiter in Biringi, der Flüchtlinge nach der Abwicklung in 2016 Land angeboten hat. Weitere lokale Leiter folgten seine Beispielgeste.

„Ich freue mich, dass Flüchtlinge unser Land bewirtschaften, so ihren Lebensunterhalt verdienen und Essen auf den Tisch bringen können“, sagt Guillaume. „Wenn ich herkomme und sehe, dass die Ernte gut läuft, bringt es mir viel Freude. Denn kein Flüchtling sollte in seinem Zufluchtsland leiden“.

Bis heute wurden über 100 Hektar erfolgreich bewirtschaftet und die fast 300 involvierten Familien in Biringi haben in der ersten Jahreshälfte schon mehr als sieben Tonnen Gemüse geerntet.

„Wenn zusätzliche Mittel zur Verfügung stehen würden, könnte viel mehr Land sinnvoll genutzt werden.“

Doch aufgrund der begrenzten Mittel werden rund 2.300 Hektar des für Flüchtlinge und Einheimische bereitgestellten Ackerlandes nicht genutzt. „Wenn zusätzliche Mittel zur Verfügung stehen würden, könnte viel mehr Land sinnvoll genutzt werden“ sagt Barhonyi von UNHCR und fügt hinzu, dass bisher nur 20 Prozent der südsudanesischen Flüchtlingsfamilien von solchen Aktivitäten profitiert haben. Die Demokratische Republik Kongo beherbergt etwa 100.000 südsudanesische Flüchtlinge, von denen viele in Gebieten leben, die durch jahrelange Konflikte und Ernährungsunsicherheit geprägt wurden.

Die Initiative ist Teil der Strategie von UNHCR, um südsudanesische Flüchtlinge in der DR Kongo durch direkte finanzielle Unterstützung und der Aufrechterhaltung des friedlichen Zusammenlebens in den lokalen Siedlungen zu unterstützen.

Initiativen wie dieses Landwirtschaftsprojekt, welches Flüchtlinge und ihre Aufnahmegemeinden näher zusammenbringen soll, sind Teil eines umfangreichen Ansatzes, um das Thema Vertreibung anzugehen und die sozioökonomische Integration und Selbstversorgung von Flüchtlingen zu fördern.

Wie sich Flüchtlinge im lokalen Handel engagieren und wie solche Projekte auch für die Gastgemeinschaft profitabel sein können, sind Themen, die im Mittelpunkt des Globalen Flüchtlingsforums stehen werden.

Staaten, der Privatsektor und andere Interessengruppen werden bei diesem hochrangigen Treffen in Dezember in Genf dabei sein. Dort wird besprochen, wie man Flüchtlingen wie Neema die Möglichkeit geben kann, ihre Fähigkeiten zu nutzen und weiterzuentwickeln, und so zum Wirtschaftswachstum ihrer Aufnahmegemeinschaft beizutragen.

„Seitdem ich angefangen habe, auf dem Feld zu arbeiten, lebe ich sehr gut. Jetzt kann ich Sachen wie Salz, Gewürze und Seife kaufen“, sagt Neema, während sie ihr Gemüse auf dem Markt platziert. “Das ist mir sehr wichtig, da es bedeutet, dass ich meine Familienpflichten erfüllen kann. Für diese Chance bin ich sehr dankbar“.