Mustafa weiß wovon er redet: „Nutze deine Chancen!“

„Wenn du kochen lernen möchtest, musst du in die Küche gehen und nicht Kochbücher lesen.”

„Toll ist, dass Lehrlinge schon nach kurzer Zeit wichtige Aufgaben übernehmen und auch Kontakt zu Kunden haben,“ erzählt Mustafa. © UNHCR / S. Steindl

„Vielen Dank – ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag“, verabschiedet sich Mustafa von einem sichtlich zufriedenen Kunden. Je nach Saison werden durchschnittlich 200 KundInnen pro Tag von den MitarbeiterInnen des T-Mobile Shops betreut. Einer dieser Mitarbeiter ist der 21- jährige Somalier Mustafa. Er macht gerade die Lehre zum Einzelhandelskaufmann mit Schwerpunkt Telekommunikation bei T-Mobile Austria.Mustafa kam im August 2014 als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Österreich. Nach vielen Jahren in denen er sich mehr um seine Sicherheit als um seine Bildung sorgen musste, wollte er nun so schnell wie möglich Deutsch lernen, um rasch eine Ausbildung machen zu können. Nachdem er mehrere Deutschkurse abgeschlossen hatte, konnte Mustafa einen Kurs zur Vorbereitung auf den Pflichtschulabschluss besuchen. Da er früher in Somalia auch in die Schule ging, konnte er in Fächern wie Mathematik und Biologie auf sein Vorwissen zurückgreifen. Sein persönliches Ziel war es, seine Deutsch- und Englischkenntnisse zu verbessern, um sich „eines Tages besser orientieren zu können und dadurch eigene Entscheidungen treffen zu können“.

In Somalia gibt es ein Sprichwort, erklärt Mustafa, das gehe ungefähr so: „Wenn du kochen lernen möchtest, musst du in die Küche gehen und nicht Kochbücher lesen.“ Genau so sei das mit anderen Bereichen. Auch wenn die Möglichkeit besteht, sich im Internet oder in Broschüren über das österreichische Bildungssystem zu informieren, so glaubt er, dass der erste und zugleich wichtigste Schritt das Erlernen der Sprache ist, um diese Infos auch richtig verarbeiten zu können.

Nach neun Monaten hatte er seinen Pflichtschulabschluss in der Tasche: „Ich war bereit für den nächsten Schritt“, sagt er. Voller Motivation nahm er an Berufsorientierungsworkshops bei dem Verein lobby.16 teil. Dort kam er mit Lehrlingen und MitarbeiterInnen seines jetzigen Arbeitgebers T-Mobile in Kontakt. „Toll ist, dass Lehrlinge schon nach kurzer Zeit wichtige Aufgaben übernehmen und auch Kontakt zu Kunden haben“, erklärt er überzeugt.

Bereits seit 2010 kooperieren die T-Mobile Austria GmbH mit dem Verein lobby.16. Gemeinsam bilden sie Lehrlinge aus, die als unbegleitete jugendliche Flüchtlinge nach Österreich gekommen sind. Der Verein lobby.16 bietet Bildungs- und Berufsberatung sowie Lehrstellenvermittlung, Workshops und vieles mehr für junge unbegleitete Flüchtlinge in Wien.

Mustafa mit seinen Kollegen bei der Arbeit. © UNHCR / S. Steindl

„Durch die tägliche Verkaufsberatung und den Gesprächen mit den Kunden und Kundinnen kann ich meine Deutschkenntnisse zusätzlich verbessern“, so Mustafa. Er lernt bei seiner Arbeit viele unterschiedliche Persönlichkeiten kennen und kann dadurch auch wichtige Erfahrungen als Verkaufsmitarbeiter sammeln. Er ist ein Teamplayer und schätzt besonders das gute Arbeitsklima unter den KollegInnen. „Die Freundlichkeit meiner Kollegen und auch die gute Zusammenarbeit mit ihnen hat mir den Berufseinstieg sehr erleichtert.“

Mustafa glaubt, dass es wichtig ist Vorbilder zu haben. Er selbst wäre gerne später einmal ein Vorbild für andere junge Geflüchtete. © UNHCR / S. Steindl

In seinem jetzigen Beruf konnte er sich bereits viel Wissen über Telekommunikation aneignen, in der Zukunft möchte er noch zusätzlich seine EDV-Kenntnisse vertiefen.  Toll findet er auch, dass es in Österreich die Möglichkeit gibt, die Matura im Rahmen der Lehre kostenlos machen zu können.

Anderen jungen Geflüchteten spricht er Mut zu: „Das Bildungssystem ist zwar kompliziert, aber man bekommt auch viele Chancen sich zu verwirklichen. Eigeninitiative und Wille zählen. Gebt Gas und baut euch ein neues Leben auf!“