Neues Unglück vor Lampedusa: EU ist gefordert

Das Bootsunglück vom 9. Februar 2015 vor der Küste Lampedusas ist der erste große Vorfall dieser Art in diesem Jahr. Er erinnert auf traurige Weise an die Notwendigkeit effektiver Seerettungsmaßnahmen.

ROM, Italien – Das Unglück vom 09. Februar 2015 kostete nach letzten Informationen 29 Menschen das Leben. Sie starben an Unterkühlung, sieben von ihnen noch an Bord des rettenden Schiffes. UNHCR dankt allen Beteiligten der Rettungsaktion, die bei hoher See und schlechtem Wetter stattfand und 106 Menschen das Leben rettete. Gleichzeitig bedauert die UN-Organisation aber den Tod der Menschen und ist tief besorgt über die Umstände des Unglücks. Nach der Tragödie im Oktober 2013 ist dieses neuerliche Unglück vor Lampedusa ein weiterer Beleg dafür, wie wichtig es ist, die Kapazitäten lebensrettender Maßnahmen im Mittelmeer zu erhöhen.

Trotz der widrigen Wetterbedingungen wagten im Jänner und Februar dieses Jahres mehr Flüchtlinge und Migranten die Fahrt über das Mittelmeer als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Im Januar 2015 wurden in Italien 3.528 Ankünfte verzeichnet, im Jänner 2014 waren es noch 2.171. Einschließlich des aktuellen Unglücks verloren in diesem Jahr bereits 50 Menschen im Mittelmeer ihr Leben, 2014 waren es im gleichen Zeitraum 12.

Es gibt zudem Hinweise, dass in jener Nacht noch mehr Menschen versuchten, Italien zu erreichen. So wurden neun Personen von zwei fast leeren Schlauchbooten vor der libyschen Küste gerettet. Über das Schicksal der anderen möglichen Passagiere ist noch nichts bekannt.

2014 kamen 214.000 Menschen mit dem Boot über das Mittelmeer – 3.500 verloren bei der Überfahrt ihr Leben. Diese Zahl wäre ohne den mittlerweile eingestellten Einsatz der italienischen Seerettungmission „Mare Nostrum“ noch höher gewesen. Die europäische Mission „Triton“, die von der EU-Grenzschutzagentur Frontex betrieben wird, hat einen anderen Fokus und ist kein Ersatz für entsprechende Such- und Rettungsmaßnahmen, ohne die weitere Tragödien zu befürchten sind.

UNHCR bekräftigt seinen Aufruf an die Europäische Union, entsprechende Maßnahmen einzuleiten und Italien die notwendige Unterstützung zukommen zu lassen, um den Menschen zu helfen, die sich auf irreguläre Überfahrten wagen. Das Mittelmeer ist von einer Route vorrangig für Migranten zu einem Hauptfluchtweg für Kriegsflüchtlinge geworden. Neben anderen Hauptherkunftsländern von Flüchtlingen stellten Syrer im Jänner 2015 mit 22 Prozent wieder die größte Gruppe der Ankömmlinge in Italien. Frontex, die „Triton“-Mission und das Europäische Unterstützungsbüro für Asylfragen (EASO) können nicht die einzige Form europäischer Solidarität sein.