Asylsuchende warten in historischem Berliner Flughafen

Der ehemalige Flughafen bietet nun ein zu Hause für mehr als 2.000 Asylsuchende, darunter 500 Kinder.

Asylsuchende sind in großen Hangars im historischen Fluhafen von Berlin untergebracht. © UNHCR/ Ivor Prickett

BERLIN, Deutschland – Die beschwerliche Reise hinter sich, warten tausende Asylsuchende im historischen Flughafen der deutschen Hauptstadt Berlin auf die Entscheidung über ihren Asylantrag. Angesichts sinkender Temperaturen, versuchen die deutschen Behörden die Unterbringung von Asylsuchenden sicherzustellen.

„Ich wollte nach Deutschland, weil viele meiner Verwandten hier leben”, sagt Ibrahim. Der 21 jährige hat seine Heimat Idlib im Nordwesten Syriens aufgrund der andauernden Kämpfe vor einigen Wochen zusammen mit seiner 19 jährigen Frau und seinem einjährigen Sohn Ahmed verlassen.

Jetzt, nach der 3.000 Kilometer langen, gefährlichen Reise über das Meer und quer über Land bleibt der jungen Familie hier in Berlin nicht mehr zu tun, als abzuwarten. Seit vergangener Woche gehören sie zu jenen Asylsuchenden, die in den Hangars des Flughafens Tempelhof untergekommen sind, ein monumentaler Bau aus den 1930er Jahren.

„Ich weiß nicht, was in der Zukunft passiert, wenn ich einmal hier raus bin. Aber, so Gott will, werde ich Arbeit finden“, sagt Ibrahim, der in Syrien ein Internetcafé betrieben hat. „Es ist ok hier, aber es ist sehr schwer wenn ich es mit früheren Zeiten vergleiche, die hinter uns allen liegen.“

Deutschland hat in den vergangenen Monaten eine nie dagewesene Zahl Asylsuchender aufgenommen. Laut Regierungsstatistiken wurden in diesem Jahr bisher 760.000 Menschen zur Asylantragsstellung registriert.

Wie viele andere deutsche Städte hat auch Berlin große Schwierigkeiten genügend Unterbringungsmöglichkeiten für täglich hunderte Neuankömmlinge bereitzustellen. Allein in der Hauptstadt wurden in diesem Jahr bislang mehr als 60.000 Asylsuchende registriert. Die meisten Notunterkünfte in Schulen oder Sporthallen sind bereits belegt.

Im Oktober hat die Stadt den Flughafen Tempelhof, der durch die Luftbrücke während des Kalten Krieges bekannt wurde, als Unterbringungsmöglichkeit ins Auge gefasst. Das 300.000 Quadratmeter große Gebäude ist jetzt einer der verbleibenden Großlösungen, um Neuankömmlinge während der kalten Monate zu beherbergen.

Innerhalb der letzten Wochen ist die Anzahl der Bewohner im Camp stetig gestiegen. Der ehemalige Flughafen bietet nun ein zu Hause für mehr als 2.000 Asylsuchende, unter ihnen 500 Kinder. Die Stadt Berlin hat in der vergangenen Woche bereits die Öffnung zusätzlicher Bereiche des Terminals für insgesamt über 4.000 Menschen angekündigt.

“Wir bauen hier eine Stadt”, sagt Maria Kipp, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit bei Tamaja, dem Dienstleister, den die Stadt für die Leitung der Unterkunft unter Vertrag genommen hat. „Wir hatten ungefähr ein Wochenende Zeit, um das alles hier auf die Beine zu stellen, zusammen mit der Bundeswehr. Wir bauen die Infrastruktur während schon Menschen hier wohnen.“

„Hinzu kommen Probleme, die auftauchen wenn so viele Menschen in drei großen Hallen leben. Es gibt auf jeden Fall Raum für Verbesserungen“, fügt sie hinzu. „Jetzt freuen wir uns auf die Spielzimmer für Kinder in jedem Hangar, die die Mitarbeiter von Save the Children einrichten werden. Es ist sehr schwierig alle Kinder zu beschäftigen.“

Die 30 jährige Syrerin Zayna, Mutter von drei Kindern, kennt dieses Problem nur all zu gut.

„Es ist okay hier, aber mit den Kindern ist es schwer,“ sagt sie – ihren 3 jährigen Sohn Mohammed zappelnd auf dem Arm, während ihre sechsjährige Tochter Bana an ihrem Rock zerrt. Ihr ältester Sohn Yamin (7) ist nirgends so sehen. Er spielt irgendwo im Hangar.

Zaynas Kinder sind sichtlich unruhig. Sie warten auf ihren Vater, der das vom Krieg zerüttete Aleppo vor vier Monaten verlassen hat, um nach Deutschland zu fliehen. „Ich habe mich für Deutschland entschieden, weil mein Mann bereits hier ist“, erzählt Zayna. „Er sagte es würde schon gut gehen. Aber ich habe keine Ahnung wo er jetzt ist. Ich hoffe ihn bald zu finden. Wir warten jetzt ab, wir haben keine Ahnung, wie lange wir hier bleiben werden.“

Die Unterbringung in Tempelhof – laut Aussage der Berliner Behörden nur eine temporäre Lösung – ist weit weg von einem Idealzustand. Mobile Toilettenhäuschen befinden sich draußen – ohne Waschbecken oder Duschen vor Ort. Das was bisher im Camp aufgebaut werden konnte, ist zu einem großen Teil den freiwilligen Helfern zu verdanken. In einem Nebenraum sortieren die Freiwilligen gespendete Kleidung. Direkt nebenan bereiten ehrenamtliche Köche das Abendessen auf Plastiktellern vor. Es gibt kleine Portionen Hummus, Oliven und frisch gebackenes Brot.

Neben den geplanten Kinderspielzimmern ist auch ein separater Gebetsraum in Planung, sagt Kipp. Trotz der Großzügigkeit der Hangars ist privater Rückzugsraum kaum vorhanden. Ibrahim, Nour und Ahmed teilen sich eine Kabine mit acht anderen. Die einzelnen Kabinen sind lediglich durch Trennwände, die man von Messen kennt, von den anderen getrennt.

„Wir müssen rücksichtsvoll mit der anderen Familie umgehen, mit der wir unseren Platz teilen“, sagt Ibrahim. „Wir sind hier gemeinsam, also müssen wir tolerant sein.“