Woche der Gewalt in Nordostsyrien: Hunderte Menschen flüchten in den Irak

60.000 Menschen in Nordostsyrien konnten von UNHCR bisher mit lebensrettenden Maßnahmen unterstützt werden.

UNHCR Mitarbeiter unterstützen neu angekommene Flüchtlinge im nordirakischen Flüchtlingslager Domiz. © UNHCR/Firas Al-Khateeb

Am vierten Tag in Folge hat UNHCR Hunderte Flüchtlinge aus Nordostsyrien, die über die Grenze in den Irak geflüchtet sind, aufgenommen. Die Flüchtlinge kommen hauptsächlich aus Städten im Norden Syriens wie Kobani, Amoda und Qamishly und den umliegenden Dörfern.

Seit heute Morgen wurden mehr als 1.600 syrische Flüchtlinge aus den Grenzgebieten in das Flüchtlingslager Bardarash, das sich etwa 150 Kilometer östlich der syrisch-irakischen Grenze befindet, transportiert. Das Lager wurde für die Aufnahme der Menschen, die vor den derzeitigen Kämpfen in Nordsyrien fliehen, ausgestattet.

Neu angekommene Flüchtlinge berichteten, dass es inmitten von Bombardierungen und Kämpfen Tage gedauert hatte, bis sie die Grenze erreichten. Die Gruppe der Neuankömmlinge besteht großteils aus Frauen, Kindern und älteren Menschen. Die meisten sind in guter körperlicher Verfassung, einige benötigten jedoch psychosoziale Betreuung.

Zur Unterstützung der von den lokalen Behörden getroffenen Maßnahmen haben UNHCR und andere Hilfsorganisationen rund um die Uhr daran gearbeitet, Flüchtlinge nach Bardarash zu transportieren und ihre dringendsten Bedürfnisse zu decken. Familienzelte dienen den Geflohenen als Unterkünfte. Darüber hinaus wurden ein Wasserversorgungssystem und ein Sanitärsystem eingerichtet.

Bei der Ankunft erhalten die Flüchtlinge warme Mahlzeiten, Wasser, sowie grundlegende Hilfsgüter wie Matratzen, Decken, Küchenutensilien, Kanister und andere Gegenstände. Ärzteteams mit Krankenwägen und eine mobile medizinische Einheit stehen zur Verfügung, um bei Bedarf ärztliche Hilfe zu leisten.

Unsere Teams arbeiten mit Partnerorganisationen zusammen, um die benötigte Unterstützung, psychosoziale Betreuung und Schutz sicherzustellen. Die Flüchtlinge werden mittels biometrischem Iris-Scan registriert und ihre spezifischen Bedürfnisse werden erhoben, um festzustellen, welche Art von Hilfe sie benötigen.

Nach einer Woche der Gewalt im Nordosten Syriens, konnten wir und unsere Partnerorganisationen bisher fast 60.000 neu vertriebenen Syrer sowie jene Menschen, die von einem Lager zum anderen fliehen mussten, mit lebensrettenden Maßnahmen unterstützen. Fast 23.000 Menschen haben in den Lagern Soforthilfe und Winterkleidung erhalten. Die gleiche Unterstützung ging an weitere 35.700 Menschen, die in Gemeinschaftsunterkünften leben.

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen mussten in den letzten sieben Tagen rund 166.000 Menschen ihre Häuser verlassen. Neu vertriebene Familien suchen weiterhin Zuflucht in Lagern, Notunterkünften, Gemeinschaftsunterkünften sowie bei Verwandten, Freunden und Bekannten. Viele von ihnen wurden in Al-Hassakeh, Tal Tamer und Raqqa mehrfach von einem Gebiet in ein anderes vertrieben.

Nach Möglichkeit führen UNHCR-Teams Einschätzungen durch, um den Schutzbedarf stark gefährdeter Personen zu ermitteln.  Unsere Partnerorganisationen identifizieren jeden Tag diejenigen, die besondere Hilfe und Aufmerksamkeit benötigen.

Die Gewalt hat Chaos in der Zivilbevölkerung ausgelöst und trifft die Schwächsten dabei am härtesten. Unsere Teams berichteten von einem 13-jährigen Jungen aus Ras-Al-Ain, der inmitten heftiger Kämpfe um sein Leben rannte und dabei von seinen Eltern getrennt wurde. Er folgte der Menschenmenge und erreichte eine der Gemeinschaftsunterkünfte in Al-Hassakeh, wo freiwillige HelferInnen von UNHCR unermüdlich durch die Unterkünfte gingen, bis sie den Jungen mit seiner Familie wiedervereinigen konnten.

Angesichts der neuen und erheblichen humanitären Bedürfnisse, bekräftigt UNHCR die Forderung nach dem Schutz der Zivilbevölkerung und der zivilen Infrastruktur. Es ist darüber hinaus entscheidend, dass die humanitären Helfer ungehinderten Zugang erhalten, um die neu Vertriebenen zu erreichen und ihnen überall helfen zu können, wo es erforderlich ist.