Somalischer Asylbewerber engagiert sich in Brandenburger Freiwilliger Feuerwehr
Yusuf hatte schon immer Freude daran, Menschen zu helfen. Seit seiner Ankunft in Deutschland ist er nun freiwilliger Feuerwehrmann in Fürstenwalde an der Spree.
Fürstenwalde, Brandenburg – in der Garage der Feuerwache Fürstenwalde-Mitte überprüft ein junger Feuerwehrmann die verladenen Geräte eines Einsatzfahrzeugs. Yusuf Abdirahim, ein 37-jähriger Asylsuchender weiß was er tut. Er ist schon beinahe so lange bei der Freiwilligen Feuerwehr wie er in Deutschland ist.
Die Kameraden kommen einmal die Woche für das Freiwilligentraining zur Wache Fürstenwalde, eine kleine Stadt zwischen Berlin und Frankfurt/Oder. Heute lässt sich Übungsleiter Sebastian Zweck und Funktion der verschiedenen Werkzeuge erklären.
Yusuf hat die erste Truppmannausbildung bereits erfolgreich abgeschlossen. Bevor er aber an richtigen Lösch- oder Rettungseinsätzen teilnehmen kann, muss er noch weitere Prüfungen bestehen und besser Deutsch lernen, denn effektive Kommunikation kann beim Einsatz lebensentscheidend sein.
„Wenn Menschen in einem Moment Hilfe brauchen…“
Yusuf hat aber durchaus schon Erfahrungen mit der Arbeit in gefährlichen Situationen. Er wurde in Somalia geboren, floh aber wegen des Bürgerkriegs mit seiner Familie nach Jemen, als er erst elf Jahre alt war. Dort ging er zur Schule, gründete eine Familie und engagierte sich für den Jemenitischen Roten Halbmond, für den er medizinische Hilfsgüter verteilte.
„Wenn Menschen in einem Moment Hilfe brauchen, und ich kann ihnen in diesem Moment helfen, dann macht mich das froh.“
2014 musste Yusuf wurde Yusuf dann erneut zum Flüchtling, dieses Mal um der Zwangsrekrutierung in den jemenitischen Konflikt zu entgehen. Nach einer langen Reise erreichte er Deutschland im Sommer 2015 – Seine Frau und seine zwei Kinder sind aber noch immer in Jemen.
Mit seiner Erfahrung als freiwilliger Helfer lag es für ihn also nahe, sich auch in Deutschland zu engagieren. Als seine Deutschlehrerin ihm von der Freiwilligen Feuerwehr erzählte, ergriff er die Chance. Ein weiterer Grund für seine Entscheidung: Yusuf mag es nicht, nichts zu tun zu haben, die Freiwilligenarbeit fordert ihn. Er geht aber auch deswegen zur Feuerwehr, um sich für ein paar Stunden in der Woche von den Gedanken an seine Familie abzulenken. Heute spricht er besser Deutsch als Englisch und kann sich mit seinen Kollegen problemlos verständigen.
Und obwohl es noch etwas dauern wird, bis er zum ersten richtigen Einsatz ausrücken kann – einen wertvollen Beitrag hat er schon geleistet. Letztes Jahr musste die Feuerwehr häufig zu den Flüchtlingsunterkünften in Stahnsdorf und Oranienburg ausrücken, weil die Bewohner unbedacht den Brandmeldeknopf drückten. Yusuf erklärte ihnen die Brandmeldetechnik auf Arabisch und Somali und klärte sie auf über Sammelpunkte und Fluchtwege. Organisiert wurden diese Besuche vom Projekt „Ohne Blaulicht“ des Landesfeuerwehrverbands Brandenburg und dem Bundesinnenministerium. Die Besuche waren ein großer Erfolg, die Fehlalarme gingen stark zurück und das Projekt soll nun auf weitere Unterkünfte ausgeweitet werden.
“Wir sind dankbar für ihre Unterstützung”
Wehrleiter Jörn Müller setzte sich dafür ein, Yusuf und andere Neuankömmlinge in seine Feuerwache aufzunehmen. „Wir sind dankbar für ihre Unterstützung“, ergänzte Hans-Ulrich Hengst, der Bürgermeister von Fürstenwalde.
Die Freiwilligen Feuerwehren in Deutschland mit ihren über 1,1 Millionen Mitgliedern sind in der Gesellschaft stark verwurzelt. Wie kaum eine andere Einrichtung können sie Begegnungen zwischen Einheimischen und Neuankömmlingen fördern. So können Sie letzteren dabei helfen, soziale Beziehungen aufzubauen und Deutsch zu lernen, was auch für die Jobsuche und damit für die wirtschaftliche Eigenständigkeit vorteilhaft ist.
Für Yusuf steht heute Abend noch ein besonderer Punkt auf dem Programm: er erhält seine neue Einsatzuniform. Die robuste, sandfarbene Schutzkleidung mit den roten Leuchtstreifen wurde an Yusufs Körpermaß angepasst und ist inklusive Sicherheitsschuhen und Helm eine Investition in alldiejenigen Kameraden, „die sich bewährt haben“, so der Feuerwehrmann in der Kleiderkammer.
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