Aufgeregt? Geflüchtete singen bei Musikworkshop mit Cellisten Yo-Yo Ma

Der Musikworkshop mit Cellisten Yo-Yo Ma ist ein weiterer Schritt für die geflüchtete Sängerin, Basma Jabr, um sich eine neue Karriere in Österreich aufzubauen.

Bodypercussionist Saeid Tehrani, Sängerin Basma Jabr, Cellist Yo-Yo Ma, die junge Violinistin Emma und Musiker Marwan Abado (von links nach rechts) bei ihrer Performance im Rahmen des Workshops in der Wiener Brunnenpassage, der Musik für alle zugänglich machen soll. ©UNHCR/Stefanie J. Steindl

Mit sanfter Stimme fängt Basma zu singen an. Es ist ein Liebeslied, das von einem Mann erzählt, der sich in eine schöne Frau verliebt hat. Mit diesem Lied singt sie sich ein und wärmt sich für den bevorstehenden Auftritt auf. In Kürze wird Basma, die als Flüchtling von Syrien nach Österreich gekommen ist, einen Workshop leiten, an dem auch der weltberühmte Cellist Yo-Yo Ma teilnimmt.

„Natürlich bin ich ein bisschen nervös“, sagt Basma bei der Probe vor dem Workshop in der Wohnung des Musikerkollegen Marwan Abado, der den Workshop ebenfalls leiten wird. Dieser spielt Oud, ein arabisches Instrument, ähnlich einer Laute. „Ich freue mich auch, eine neue musikalische Erfahrung zu machen und die Möglichkeit zu haben, andere MusikerInnen kennenzulernen.“

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Die syrische Sängerin Basma Jabr (35) zu Hause am Vorabend ihres Auftritts bei dem Musikworkshop mit Cellist Yo-Yo Ma, bei dem auch der UN-Generalsekretär anwesend sein wird. Sie ist ein wenig nervös, vertraut aber auf die Sponanität der Musik. ©UNHCR/Stefanie J. Steindl

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Die syrische Sängerin Basma Jabr (35) und der libanesisch-palästinensische Oud-Spieler Marwan Abado (52) proben für einen wichtigen Musik-Workshop in Wien. ©UNHCR/Stefanie J. Steindl

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Die aus Syrien geflüchtete Sängerin Basma Jabr (35) mit der Violinistin Jelena Popržan bei einem Workshop in Wien, der Musik für alle zugänglich machen soll. Der weltberühmte Cellist Yo-Yo Ma nahm ebenfalls an diesem teil, während UN-Generalsekretär António Guterres im Publikum saß. ©UNHCR/Stefanie J. Steindl

Basma wurde vor 35 Jahren in Kuwait in eine musikalische Familie hineingeboren. Aufgrund des Krieges musste die Familie jedoch 1990 nach Syrien flüchten, wo Basma Architektur studierte und dann als Architektin gearbeitet hat.

Der Konflikt in Syrien zwang Basma ein zweites Mal zur Flucht. Ihr Mann, Aysar Aisamee, machte sich alleine auf den gefährlichen Weg nach Europa. Als er in Österreich als Flüchtling anerkannt wurde, konnten ihm Basma und ihre beiden kleinen Kinder folgen. Sie sind nun seit 2014 in Österreich.

Seitdem ist der Kardiologe Dr. Aisamee wieder in die Medizin zurückgekehrt und arbeitet in einem Krankenhaus in Wien und Basmas neue Karriere als Sängerin läuft erfolgreich an. Das Paar ist ein perfektes Beispiel dafür, wie sich Geflüchtete integrieren und zur Gesellschaft beitragen können, wenn sie die Chance dazu bekommen.

Mittlerweile singt Basma auf Bühnen in Clubs und Theatern in ganz Wien und hat Auftritte in anderen europäischen Ländern. Der Anfang war jedoch nicht leicht, erzählt sie. Sie sprach noch nicht so gut Deutsch, aber durch die Musik konnte sie Kontakte knüpfen.

„Musik spendete mir Trost“, sagt Basma. „Musik ist eine universelle Sprache durch die man alles sagen kann.“

 

Der Workshop mit Cellisten Yo-Yo Ma ist der Vielfalt und sozialen Integration gewidmet. Achtzig TeilnehmerInnen, darunter auch Flüchtlinge, lernen und performen verschiedene Musikstücke. Eines davon ist das aus dem mittelalterlichen Spanien stammende arabische Lied „Lamma Bada Yatathana“, das Basma einstudiert hatte.

Unter der Leitung von Marwan Abado, Basma Jabr und Yo-Yo Ma teilen sich die TeilnehmerInnen in zwei Gruppen auf und lernen, verschiedene Rhythmen zu singen, um so Basmas Gesang zu begleiten. Ein weiterer Flüchtling, Hani Abo Harbbah Alnaeb, improvisiert dazu auf einem weißen Klavier. Der 19-jährige Syrer kam 2015 nach Österreich. Nach seiner Flucht hat er sich das Klavierspielen selbst beigebracht, teilweise mit Hilfe von YouTube-Videos.

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Der syrische Flüchtling Hani Abo Harbbah Alnaeb (19) hatte noch nie auf einem Klavier gespielt, bevor er 2015 nach Österreich kam. Heute gehören Chopin und Filmmusik zu seinem Repertoire. Er beschreibt die musikalischen Möglichkeiten in Wien als „einen Traum“. ©UNHCR/Stefanie J. Steindl

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Der syrische Pianist Hani Abo Harbbah Alnaeb (19) hat sich das Klavierspielen großteils selbst beigebracht. Er probt in einem Wiener Klavierstudio, um sich auf den Musik-Workshop mit Cellisten Yo-Yo Ma vorzubereiten, bei dem auch der UN-Generalsekretär answesend sein wird. Normalerweise übt er nachts zu Hause auf einem Keyboard. ©UNHCR/Stefanie J. Steindl

Die TeilnehmerInnen haben sich für den Workshop in der Brunnenpassage, einem Kulturzentrum in Wien, getroffen. Während sie musizieren, trifft UN-Generalsekretär António Guterres, der in Wien zu Besuch war, ein und hört sich die Performance von der ersten Reihe aus an.

„Das zeigt auf hervorragende Weise, wie Menschen aus verschiedenen Teilen dieser Welt mit Musik und in Frieden zusammenkommen können“, sagt er anschließend.

Künstlerische Leiterin der Brunnenpassage Anne Wiederhold-Daryanavard, Stadträtin für Kultur und Wissenschaft Veronica Kaup-Hasler, Präsident der Caritas Österreich Michael Landau, Cellist und „UN Messenger for Peace“ Yo-Yo Ma, Sängerin und Workshopleiterin Basma Jabr, UN-Generalsekretär António Guterres, Musiker und Workshopleiter Marwan Abado und Übersetzerin Sheri Avraham (von links nach rechts). ©UNHCR/Stefanie J. Steindl

Nach dem Workshop ist Basma begeistert. „Es war schwierig, so viele Leute zu koordinieren, aber es hat Spaß gemacht, so spontan und schön. Und für mich war es eine Ehre und eine Freude, mit Yo-Yo Ma aufzutreten.“