Rohingya: 920 Millionen US-Dollar für die humanitäre Krise in Bangladesch benötigt
Die Hilfsorganisationen der Vereinten Nationen und ihre NGO-PartnerInnen haben den gemeinsamen Hilfsplan 2019 für die humanitäre Krise von Rohingya-Flüchtlingen gestartet.
Der Aufruf zielt darauf ab, 920 Millionen US-Dollar bereitzustellen, um den enormen Bedarf von mehr als 900.000 Geflüchteten aus Myanmar und den über 330.000 betroffenen Menschen in den Aufnahmegemeinden in Bangladesch zu decken.
Mehr als die Hälfte des Finanzbedarfs in diesem Jahr machen notwendige Hilfs- und Dienstleistungen aus. Hierzu gehören die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Wasser, sowie die Errichtung von Sanitäranlagen und Unterkünften. Weitere Schlüsselbereiche des Aufrufs sind Gesundheitswesen, Standortmanagement, Implementierung von Schutzmassnahmen, einschliesslich Kinderschutz und die Bekämpfung sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt, sowie Bildung und Ernährung.
Mehr als 745.000 Rohingya sind seit August 2017 aus dem Rakhine-Bundesstaat in Myanmar nach Bangladesch geflohen, um der Gewalt zu entkommen und sich etwa 200.000 anderen anzuschliessen, die bereits durch frühere Auseinandersetzungen in Cox’s Bazar vertrieben wurden.
Mit der grosszügigen Unterstützung der Behörden in Bangladesch und der lokalen Bevölkerung, die als erste auf die Notlage reagiert haben, wurden entscheidende Bedürfnisse gedeckt und viele Leben gerettet.
„Die Solidarität der Regierung von Bangladesch und das Engagement der humanitären Partner haben die erfolgreiche Umsetzung des ersten gemeinsamen Hilfsplans gewährleistet. Wir sind weiterhin im unermüdlichen Einsatz um sicherzustellen, dass die dringenden Bedürfnisse der betroffenen befriedigt werden und appellieren an die internationale Gemeinschaft auf, diese Bemühungen zu unterstützen“, sagte António Vitorino, Generaldirektor der Internationalen Organisation für Migration (IOM).
„Unsere humanitäre Verpflichtung besteht heute darin, die Situation der staatenlosen Rohingya-Flüchtlinge und ihrer bangladeschischen Gastgeber zu stabilisieren. Wir hoffen auf rechtzeitige, absehbare und flexible Beiträge, um die Ziele des diesjährigen Aufrufs zu erreichen“, sagte UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi. „Aber während wir diese unmittelbaren humanitären Bedürfnisse angehen, dürfen wir die Lösungsansätze nicht aus den Augen verlieren. Ich wiederhole meinen Appell an Myanmar, dringend Massnahmen zu ergreifen, um die Ursachen dieser seit Jahrzehnten andauernden Krise anzugehen, damit die Menschen nicht mehr gezwungen sind zu fliehen und schliesslich in Sicherheit und Würde nach Hause zurückkehren können. Wir ermutigen die Länder in dieser Region und darüber hinaus, Solidarität mit Bangladesch zu zeigen und Myanmar dabei zu unterstützen, Bedingungen für eine freiwillige, sichere und würdige Rückkehr für Rohingya-Flüchtlinge zu schaffen“, so Grandi weiter.
Der neue Hilfsplan sieht umfassende humanitäre Hilfe vor, die sich an drei strategischen Zielen orientiert. Durch die Zusammenführung von 132 Partnern – UN-Einrichtungen, internationalen und nationalen NGOs und Regierungsstellen – zielt der Plan darauf ab, Geflüchteten Schutz zu bieten, lebensrettende Hilfe zu leisten und den sozialen Zusammenhalt zu fördern. Dies ist der dritte gemeinsame humanitäre Aufruf. Der Plan baut auf den bisherigen Errungenschaften auf, um die Situation der Rohingya–Flüchtlinge weiter zu stabilisieren.
In den letzten 12 Monaten haben Hilfsorganisationen daran gearbeitet, die Bedingungen in den Flüchtlingssiedlungen zu verbessern, indem sie im Rahmen des Hilfsplans 2018 grundlegende Hilfe leisteten, die Lebensbedingungen in den Lagern verbesserten und Massnahmen zur Katastrophenvorsorge für die Monsun- und Zyklonsaison einführten.
Die Auswirkungen auf die Umwelt, die die Unterbringung von hunderttausenden Geflüchteten mit sich bringt,wurden durch Massnahmen wie der Reduzierung desBrennholzbedarf durch die Bereitstellung von Flüssiggas (LPG) als alternativen Koch- und Heizstoff verringert.
Das Vorkommen weltweiter akuter Mangelernährung, die sich 2017 auf einem alarmierenden Niveau befand, ist nun unter die Notfallschwelle gefallen. Die Ernährungssicherheit hat sich verbessert, die Immunisierungsrate ist auf 89 Prozent und die Rate an Frauen, die ihre Kinder in Gesundheitseinrichtungen auf die Welt bringen ist von 22 auf 40 Prozent gestiegen.
Trotz dieser und anderer Errungenschaften befinden sich die Rohingya nach wie vor in einer äusserst prekären Situation, die die Wichtigkeit einer nachhaltigen Unterstützung verdeutlicht. Bis die zugrundeliegenden Ursachen der Vertreibung in Myanmar nicht behoben und Geflüchtete nicht in der Lage sind, freiwillig in Würde und Sicherheit zurückzukehren, muss den Behörden Bangladeschs Unterstützung bereitgestellt werden, um den Bedürfnisse von Geflüchteten und der lokalen Gemeinschaft gerecht zu werden.
So erhielten Geflüchtete beispielsweise Notunterkünfte, um sie durch die Regenzeit im Jahr 2018 zu bringen, jedoch werden robustere und sicherere Unterbringungsmöglichkeiten benötigt. Rund 860.000 Flüchtlinge erhalten regelmässig Nahrungsmittelhilfe, aber nur 240.000 können ihre Ernährung über die minimalen Rationen an Reis, Linsen und Öl hinaus diversifizieren. Diese Ressourcen müssen ausgebaut werden, um die Ernährung und Gesundheit der Betroffenen zu gewährleisten. Ebenso sind weitere Investitionen in sauberes Wasser und Sanitär-, Gesundheits- und Schutzeinrichtungen unabkömmlich.
Der Hilfsplan 2018 wurde zu 69 Prozent finanziert: 655 Millionen der benötigten 950 Millionen US-Dollar wurden bereitgestellt.
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