Gefährliche Mittelmeerroute: bereits 2.000 Tote dieses Jahr und es werden immer mehr

In Europa ist die Zahl der Ankünfte übers Mittelmeer auf das Niveau von 2014 gesunken, aber für Flüchtlinge und Migranten ist es die tödlichste Meeresstraße der Welt.

September 2018: Flüchtlinge und Migranten gehen im Hafen von Malaga, Spanien, von der Salvamar Hamal von Bord, einem Schiff der spanischen Küstenwache. UNHCR/Markel Redondo

Diese Woche wurden vor der spanischen Küste erneut 17 Tote geborgen. Damit durchbricht die Zahl der in diesem Jahr im Mittelmeer als vermisst gemeldet oder verunglückten Menschen die 2.000er Marke. UNHCR, das Hohe Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen, hat wiederholt dringend dazu aufgerufen, Maßnahmen zu ergreifen, um dieser Situation Herr zu werden. Das Mittelmeer ist seit einigen Jahren für Flüchtlinge und Migranten die tödlichste Meeresstraße der Welt. Das kann in niemandes Interesse sein.

Rund 100.000 Asylbewerber und Migranten sind in diesem Jahr bisher nach Europa gekommen. Die Zahl bewegt sich damit wieder auf dem Niveau von vor 2014. Die 2.000 Todesfälle belegen jedoch, dass das Durchqueren des zentralen Mittelmeerraums immer gefährlicher wird. Im September starb jeder achte beim Versuch der Überfahrt. Das stark gestiegene Risiko ist dabei im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass deutlich weniger Such- und Rettungsmissionen unternommen werden.

UNHCR ist nach wie vor sehr besorgt über die rechtlichen und logistischen Einschränkungen, die einer Reihe von privaten Seenotrettern auferlegt wurden, einschließlich der Aquarius. Diese Maßnahmen hatten zur Folge, dass derzeit keine privaten Seenotretter mehr im Mittelmeer operieren.

Wenn die privaten Seenotretter ihre Arbeit ganz eingestellen, drohen ähnlich gefährliche Zustände wie nach dem Ende der italienischen Marineeinsätze von Mare Nostrum im Jahr 2015: damals kamen bei einem einzigen Zwischenfall Hunderte Menschen ums Leben.

UNHCR begrüßt, dass die libysche Küstenwache (LCG) Rettungseinsätze durchführt. Ohne ihr Engagement hätte es noch mehr Tote gegeben. Da die LCG nun aber die Hauptverantwortung für die Koordinierung der Such- und Rettungseinsätze in einem Gebiet von rund 100 Meilen übernommen hat, benötigt sie mehr Unterstützung. Jeder Seenotretter, der dazu in der Lage ist, sollte Bedürftigen zu Hilfe kommen können.

UNHCR bekräftigt, dass Menschen, die in internationalen Gewässern gerettet wurden (d.h. abseits der 12 Seemeilen libyscher Hoheitsgewässer), nicht nach Libyen zurückgebracht werden sollten, wo die Bedingungen nicht sicher sind.

Die meisten Todesfälle passierten bei der Überfahrt nach Italien. Dort kamen dieses Jahr bisher mehr als die Hälfte aller Menschen ums Leben, obwohl Spanien zum Hauptziel der Ankünfte geworden ist. Mehr als 48.000 Menschen erreichten auf dem Seeweg Spanien, verglichen mit rund 22.000 in Italien und 27.000 in Griechenland.

Derzeitige Engpässe bei Rettungseinsätzen müssen dringend behoben werden. Die Praxis von ad-hoc Lösungen zu jedem einzelnen Boot ist nicht nachhaltig. UNHCR betont in diesem Zusammenhang, dass wir gemeinsam mit IOM eine regionale Lösung angeboten haben, die für Klarheit und Vorhersehbarkeit bei Such- und Rettungsaktionen sorgen soll.

UNHCR wiederholt auch seine Forderung an die internationale Gemeinschaft, die Ursachen von Fluchtbewegungen und für das Weiterziehen der Geflüchteten anzugehen. Es sind diese Ursachen, die die Menschen auf immer gefährlichere Routen zwingen.