,,Refugees for Rap”: Syrisches Duo zeigt SchülerInnen wie man rappt

Ein Workshop des Hip-Hop-Duos „Refugees of Rap” eröffnet SchülerInnen in Frankreich neue Einblicke in die Lebensgeschichten von Flüchtlingen.

Die syrischen Brüder Yaser und Mohamed Jamous unterrichteten SchülerInnen, wie man zu den Themen Exil und Meinungsfreiheit rappt. © HCR / Benjamin Loyseau

Wie bringt man Teenager dazu, sich für das Weltgeschehen zu interessieren? Ein Flüchtlings-Duo aus Syrien hat die Antwort darauf gefunden: Man erzählt Geschichten mittels Hip-Hop und Rap.

Eine Woche lang luden Schulen in Frankreich Flüchtlinge ein, ihre Geschichten zu erzählen und ihre Talente sichtbar zu machen. In der Mittelschule der Stadt Trévières organisierten die Flüchtlinge Yaser und Mohamed einen Rap- und Hip-Hop-Workshop und unterrichteten die SchülerInnen, wie man zu den Themen Exil und Meinungsfreiheit rappt. Die Brüder gründeten das Hip-Hop-Duo ,,Refugees for Rap” 2007 in Yarmouk, einem Vorort von Damaskus, in dem palästinensische Flüchtlinge leben. In ihren Texten geht es um das Leben in Syrien und den dortigen Konflikt. 2013 mussten sie ihr Heimatland verlassen und wurden im selben Jahr als Flüchtlinge in Frankreich anerkannt.

„13- bis 18-jährige Jugendliche schauen nicht auf Social Media, was auf der Welt geschieht, warum es eine Flüchtlingskrise und Kriege gibt“, sagte Yaser. „Mit Musik glaube ich, dass wir die Jugendlichen erreichen können. Wenn man mit Teenagern über den Krieg in Syrien redet, glaube ich nicht, dass sie das ihre Aufmerksamkeit wecken wird, aber wenn man mit ihnen über Musik spricht und sagt ,Heute wirst du rappen!‘, denke ich, dass sie interessiert sein werden.“

Mohamed fügt hinzu: „Es ist für uns wichtig mit SchülerInnen zu reden, ihnen zu erklären, was in Syrien passiert ist, warum es Flüchtlinge gibt und wie die Flüchtlingskrise entstanden ist. Gleichzeitig können wir ihnen zeigen, dass wir uns durch Kunst und Musik wehren und ausdrücken können und eine friedliche Botschaft verbreiten können.“

Während die SchülerInnen am Anfang des Workshops etwas zurückhaltend waren, waren sie bald neugierig und präsentierten am Ende sogar ihre eigenen Raps.

„Es ist grossartig, dass wir die Möglichkeit bekommen haben, Menschen wie sie kennenzulernen, Menschen, die aus ihrer Heimat geflohen sind und dennoch ruhig erzählen können, was ihnen widerfahren ist“, sagte die 14-jährige Maïwenn. „Es ist unglaublich, dass sie, nach all dem, das sie durchgemacht haben, noch lächeln können.“

Während des Workshops wollte ein anderer Schüler, Alexandre, über einen sudanesischen Flüchtling rappen, der seine Geschichte zuvor der Klasse erzählt hatte. Hassan Mahamat floh aus dem Sudan und landete in einem Lager in Libyen, bevor er mit einem Schlauchboot über das Mittelmeer nach Europa gelangte. Er hatte Glück: Er überlebte die Überfahrt, während vor seinen Augen Boote gesunken sind.

„Es ist wahr, dass die SchülerInnen viel von MigrantInnen und Flüchtlingen im Fernsehen sehen und hören“, sagte Isabelle Boisset-Vinault, eine Lehrerin der Schule. „So ziehen sie voreilige Schlüsse. Es war für uns wichtig, Flüchtlinge in unsere Schule einzuladen, damit diese den SchülerInnen erzählen, was wirklich passiert. Indem wir Flüchtlinge willkommen heissen, wollten wir ihnen den Unterschied zwischen Flüchtlingen und MigrantInnen näher bringen und Toleranz fördern, denn sie treffen vielleicht nicht viele Flüchtlinge und Migranten hier auf dem Land, und haben so falsche Vorstellungen davon, wer sie sind”, sagte sie.

Yaser und Mohameds drittes Album kommt am 25. November heraus. Sie haben Konzerte in Paris und Stuttgart für die Veröffentlichung des neuen Albums geplant und zudem Zehntausende Aufrufe auf Youtube, was die SchülerInnen besonders beeindruckte. Jedoch war der musikalische Weg der beiden Brüder alles andere als einfach. „Ganz von vorne, mit einem französischen und europäischen Publikum, anzufangen, war nicht leicht, da wir auf Arabisch rappen und es wichtig ist, dass die Menschen den Text verstehen,“ sagte Mohamed. „Kinder in diesem Alter sind die Zukunft und vielleicht können sie etwas verändern. Zumindest hoffe ich das. Es geht auch darum, im Westen und hier in Frankreich, wo es Meinungsfreiheit gibt, das Bewusstsein für den bestehenden Kampf um die Meinungsfreiheit zu schärfen. Meinungsfreiheit ist wertvoll und manchmal erkennen das die Menschen nicht.“

Die Aktivitäten der Woche dienten dazu, das Bewusstsein der SchülerInnen für Flüchtlinge und Vertriebene im Rahmen einer Partnerschaft zwischen UNHCR und dem Bayeux-Calvados-Preis für KriegsberichterstatterInnen zu stärken. Dieser Preis honoriert die Leistungen von JournalistInnen, die über Konflikte berichten. Es wurde 1994 zum Gedenken an den 50. Jahrestag der Landungen in der Normandie im Zweiten Weltkrieg gegründet.