Bangladesch: Rohingya-Mädchen dürfen endlich lernen
Als Alinesa sechs Jahre alt war, musste sie mit ihrer Familie aus Myanmar nach Bangladesch fliehen. Ihre damals verlorene Schulzeit holte sie schnell wieder auf. Jetzt ist sie 32 und arbeitet als Lehrerin – am liebsten mit Flüchtlingsmädchen.
Alinesa wuchs in der Flüchtlingssiedlung Kutupalong im Südosten Bangladeschs im Distrikt Cox’s Bazar auf. Dort konnte sie zur Schule gehen und einen Abschluss machen. Heute ist Alinesa Lehrerin. Als sie hörte, dass für die Rohingya-Flüchtlinge freiwillige Lehrer gesucht wurden, zögerte die junge Frau nicht lange.
“Ich wollte sie unbedingt unterrichten”, erklärt Alinesa. “Sie hatten keine Möglichkeit zur Schule zu gehen. Ich fühle mich verantwortlich, sie zu unterrichten … Sie könnten unsere Verwandten sein, unsere Nachbarn. Ich wollte helfen.”
Über die Hälfte der Rohingya-Flüchtlinge sind Kinder
55 Prozent der fast 700.000 Rohingya-Flüchtlinge, die seit August 2017 vor der Gewalt im Bundesstaat Rakhine in Myanmar geflohen sind, sind Kinder. Für sie gibt es nur wenige Möglichkeiten zur Schule zu gehen. Nach UNHCR-Angaben gehen weltweit nur 61 Prozent der Flüchtlingskinder in die Grundschule. 23 Prozent besuchen die weiterführende Schule und gerade ein Prozent schaffen einen höheren Bildungsabschluss.
Alinesa, die selbst zwei Kinder hat, verdient für ihre Familie den Unterhalt. Sie lehrt tagsüber an einer Schule für Flüchtlinge, die seit langem in Kutupalong leben. Viele der Schulen und vorübergehenden Lernzentren haben drei Schichten eingeführt. Die Abendklassen sind für die neu angekommenen Flüchtlinge reserviert. In einer nahegelegenen Grundschule unterrichtet Alinesa abends zusätzlich zwei Klassen mit 40 Flüchtlingen.
Endlich können Mädchen eine Schule besuchen
Rosina Akhter ist eine der Schülerinnen. Die Zwölfjährige hatte zuvor noch nie eine Schule besucht. “Ich bin so froh, die Möglichkeit zum Lernen zu haben”, sagt sie schüchtern. “Ich konnte weder lesen noch schreiben, bevor ich hierher kam. Jetzt lerne ich es.”
Rosina erzählt, dass es in ihrem Dorf keine Schule gab und sie und ihre Geschwister nicht zur Schule gehen konnten, weil es einerseits zu gefährlich war und andererseits das Geld fehlte. Außerdem müssten in Myanmar die Mädchen oftmals die Schule abbrechen, um ihren Eltern zu helfen. Seitdem Rosina in die Schule geht, hat sie noch nie gefehlt. Ihr Traum ist es, Lehrerin zu werden wie Alinesa.
Alinesa bestätigt, dass ihre neuen Schülerinnen noch engagierter seien als die anderen Schüler. “Sie haben den festen Willen zu lernen, weil sie in Myanmar keine Möglichkeit hatten, zur Schule zu gehen.”
“Sie können Vorbilder werden”
“Meine Schüler können lernen und andere in der Gemeinschaft unterrichten”, fügt Alinesa hinzu. “Sie können wachsen und Vorbilder werden. Und wenn sie erwachsen sind, werden sie hoffentlich mehr Möglichkeiten im Leben haben.”