Solidarität und Freundschaft auf Fotos festgehalten
Viele Menschen in Europa öffneten 2016 ihre Türen für Flüchtlinge. In der Portraitserie „No Stranger Place“ dokumentiert der britische Fotograf Aubrey Wade diese neu entstandenen Familien und Wohngemeinschaften.
„Schlagzeilen machen meistens nur schlechte Nachrichten. Mit diesem Projekt möchten wir auf die schönen Dinge des Lebens aufmerksam machen und deshalb haben wir mitgemacht“, sagt Nawras, 26, bei der Eröffnung der Ausstellung „No Stranger Place“ in der Halle bei den Gleisen am Westbahnhof.
Viele Menschen in Europa öffneten 2016 ihre Herzen und ihre Türen für Flüchtlinge. In der Portraitserie „No Stranger Place“ dokumentiert der britische Fotograf Aubrey Wade diese neu entstandenen Familien und Wohngemeinschaften in Österreich, Deutschland und Schweden und gewährt den BetrachterInnen einen kleinen Einblick in das neue Leben dieser Menschen.
Von 16. Dezember bis 9. Jänner sind elf der Fotos als Großdrucke in der Halle des Wiener Westbahnhofs ausgestellt. „Wir haben uns für den Westbahnhof entschieden, da er einen symbolträchtigen Platz darstellt. Hunderttausende Menschen kamen letztes Jahr hier an und zogen von hier aus weiter. Die Wiener Bevölkerung hieß diese Menschen willkommen und unterstützte sie. Auch viele der portraitierten Familien sind am Westbahnhof angekommen“, sagt Christoph Pinter, Leiter von UNHCR Österreich.
Bei der Eröffnung am 16. Dezember sagte Fotograf Aubrey Wade, der die Fotoserie in Kooperation mit dem UN-Flüchtlingshochkommissariat entwickelte: „Die Menschen und ihre Beziehungen zueinander stehen im Fokus der ‚No Stranger Place‘ Serie. In ihren Geschichten entdecken wir, dass die Gemeinsamkeiten der Menschen viel stärker sind als die Unterschiede.“ Genau das betont auch Martina, Nawras Gastmutter: „Nawras stammt aus einem Teil der Welt, der mir fremd ist. Aber wir haben erkannt, dass die Unterschiede zwischen uns gar nicht so groß sind! Mit diesem Projekt möchten wir auch andere dazu ermutigen, ihre Türen für Flüchtlinge zu öffnen.“
Auf der Eröffnung waren auch Jonas, ein in Wien lebender Student und Yassin, ein palästinensischer Filmemacher und Flüchtling, die für das Projekt portraitiert wurden. Beide teilen eine Wohnung mit Lina und Gotti und betrachteten ihr 2 x 1,30 Meter großes Bild eine ganze Weile lang. Jonas sagte: „Unser Foto ist großartig! Es ist toll, das Bild in der Größe zu sehen. Ich bin wirklich sehr glücklich mit dem Endprodukt.“ Und Yassin meinte: „Ich mag es sehr. Es ist wunderschön! Es hat zwar eine halbe Stunde oder noch länger gedauert, um ein einziges Bild zu schießen, aber das war es auf alle Fälle Wert.“
Jonas und Yassin sind seitdem die Fotos letzten Sommer aufgenommen wurden noch bessere Freunde geworden. Sie haben sogar einen Kurzfilm gedreht, der auch bei einem renommierten Festival in Wien gezeigt wurde. Auch die Situation der Familie Schamberger hat sich verändert, seitdem das Bild aufgenommen wurde: Nachdem Nawras ein Jahr lang bei ihnen wohnte, ist er mittlerweile zu deren Tochter in eine WG in Wien gezogen. Aber ohne Zweifel ist Nawras ein Mitglied einer Familie voller Solidarität und Freundschaft geworden.