Flucht im digitalen Zeitalter – UNHCR auf der re:publica

Digitale Identität ist für uns selbstverständlich. Für Flüchtlinge und viele andere Menschen ist es Luxus. Auf der re:publica 2018 in Berlin zeigen UNHCR und UNO-Flüchtlingshilfe wie digitale Lösungen in der humanitären Hilfe eingesetzt werden und wie sie das Leben von Millionen Menschen besser machen können.

UNHCR und UNO-Flüchtlingehilfe sind auf der #rp18 vertreten.

Wenn UNHCR Flüchtlingen in einer Krise hilft, gibt es klare Prioritäten: Schutz vor Zurückweisung, Essen, Wasser, Unterkunft und Registrierung. Wieso Registrierung? Ist das Wichtig? Ist das nicht eine Verschwendung von Ressourcen, etwas Bürokratisches, etwas Nebensächliches?

Das ist eine Sichtweise, die man nur in Industrieländern haben kann. In einer Krisenregion erfüllt die Identifizierung der einzelnen Flüchtlinge gleich doppelt einen extrem wichtigen Job: Zum einen hilft sie uns, zu planen, Bedürfnisse richtig einzuschätzen und dafür zu sorgen, dass das Zelt den Obdachlosen und die Medizin den Kranken erreicht – und nicht umgekehrt.

Aber etwas anderes ist genauso wichtig. Vielleicht noch wichtiger. Jeder Mensch im Westen hat gleich mehrere Möglichkeiten, sich zu identifizieren: Ausweis, Reisepass, Führerschein, Kreditkarten, notfalls der Netflix-Account. Und immer mehr Möglichkeiten per Mobiltelefon. Es ist selbstverständlich.

Denn wenn man registriert ist, hat man einen Namen, kann einen Asylantrag stellen, und erhält Hilfe von staatlichen Stellen und Hilfsorganisationen.

Und doch ist es ein Luxus. Einen, den eine Milliarde Menschen auf der Erde nicht haben. Eine Milliarde. Wenn Flüchtlinge neu an einem Zufluchtsort ankommen, drängen sie oft darauf, sich registrieren zu lassen. Denn wenn man registriert ist, hat man einen Namen, kann einen Asylantrag stellen, und erhält Hilfe von staatlichen Stellen und Hilfsorganisationen. Dann hat man Anspruch auf einen geregelten Aufenthalt, auf Wasser und Nahrung, auf medizinische Hilfe und vielleicht sogar auf Bildung. Und man hat Anspruch, überhaupt wahrgenommen zu werden, nicht ignoriert, nicht beiseite gewischt zu werden.

Im digitalen Zeitalter funktioniert Identifikation nicht mit Papier. Sie funktioniert einfacher, verlässlicher, internationaler. Und sie funktioniert so, wie es überhaupt machbar ist, wenn wir von Millionen Menschen in weniger entwickelten Regionen dieser Erde sprechen. Menschen, denen schnell geholfen werden muss. Wir wollen auf dieser Konferenz zeigen, wie Flucht im digitalen Zeitalter aussieht. Keinem Flüchtling wird durch diese neuen Technologien die Flucht erspart. Aber Millionen Menschen, und ihren Helfern, wird ihr Los zumindest ein bisschen erleichtert.


UNHCR und UNO-Flüchtlingshilfe auf der re:publica

Gemeinsam mit unserem nationalen Partner UNO-Flüchtlingshilfe wird UNHCR an allen drei Tagen des Digital-Kongresses vertreten sein. Wir veranstalten mehrere Gesprächsrunden in einem Flüchtlingszelt zum Thema Flucht im digitalen Zeitalter. Dabei geht es auch um die Registrierung von Flüchtlingen und die Frage nach einer digitalen Identität. Zwei UN-Experten, Valerie Kahn (Weltbank und WFP) und Karl Steinacker (UNHCR), werden zum Thema der digitalen Identität am Freitag um 10 Uhr eine Session auf Stage 5 halten. Das Thema tertiäre Bildung für Flüchtlinge wird von Maren Kroeger (UNHCR) am Donnerstag (3.5.2018) behandelt.