Soma – Damals und heute

© Helmut Wimmer

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Die aktuelle Lage in Kirkuk lässt Erinnerungen, enttäuschte Erwartungen und Ängste aus längst vergangenen Zeiten hochkommen. Auch im Jahr 1991 wurde Kirkuk aus den brutalen Fängen der baathistischen Armee befreit. Damals freuten sich die BewohnerInnen nach wochenlangen Bombardements endlich wieder auf die Straße gehen zu können. Eine dieser BewohnerInnen war ich – und meine Familie. Nachdem wir einige Wochen im Keller ausgeharrt haben, während kurdische Peschmerga auf den Dächern kämpften, konnten wir am 21. März des Jahres 1991 endlich wieder frische Luft atmen und uns alle für einen Moment in Sicherheit wiegen, für einen Moment wieder Freude und Erleichterung empfinden. Wer hätte gedacht, dass der Tag, an dem das kurdische Neujahr gefeiert wird, für uns ein gänzlich neues Leben einleiten würde. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, ich war damals erst fünf Jahre alt. Aber laut den Erzählungen meiner Eltern hat die Armee unsere Stadt bald wieder angegriffen, Panzer näherten sich unserer Straße. Meine Eltern beschlossen das Nötigste zu packen und die Stadt zu verlassen. Ich kann mich nicht erinnern, mich von meinen Tanten, Onkeln und meiner Oma verabschiedet zu haben. Wir dachten ja alle, wir kommen bald zurück. Nach einem wochenlangen Fußmarsch zur türkischen Grenze über die verschneiten Berge und monatelangem Ausharren im Flüchtlingscamp in der Türkei, wo ich auch mein erstes Erdbeben erlebt habe, hat meine Familie vom UNHCR des Status anerkannter Flüchtlinge erhalten. Nach dem bürokratischen Slalom, der danach folgte, hielten wir dann endlich unseren Boardingpass für den Flug Ankara-Wien in der Hand.

 

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Jede Familie, die durch Krieg zerrissen wird, ist eine zu viel

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