Neuer Hilfsplan für mehr als fünf Millionen syrische Flüchtlinge

Die UN und ihre Partnerorganisationen starten neuen Aufruf für die Unterstützung der syrischen Flüchtlinge und ihrer Aufnahmeländer in der Region

Fatima lebt seit ihrer Flucht 2012 mit ihrer zweimonatigen Tochter Samira und ihrer Familie in einer Gruppenunterbringung in Sahnaya, bei Damaskus in Syrien. Fatimas Mutter Rugaeia (72, rechts im Bild) hat aufgrund ihrer Diabetis-Erkrankung 2015 ein Bein verloren und ist auf besondere Unterstützung angewiesen. Die Familie gehört zu den mehr als 7 Millionen syrischen Binnenvertriebenen. © UNHCR/Andrew McConnell

Im Folgenden lesen Sie Auszüge einer Rede von Amin Awad, bei UNHCR Direktor für das Büro Mittlerer Osten und Nordafrika sowie regionaler Koordinator für die Flüchtlingssituationen Syrien und Irak, die er im Rahmen eines Pressebriefings in Genf am 12.12.2017 hielt. Den vollständigen Text finden Sie hier.

GENF, Schweiz – Die Krise in Syrien dauert nun seit sieben Jahren an. 5,3 Millionen Menschen haben das Land verlassen müssen. Weitere sieben Millionen Menschen sind innerhalb Syriens auf der Flucht. Das Land erlitt eine nie dagewesene Zerstörung, über 500.000 Tote sind zu beklagen und die Städte sind wie ausgestorben. Mehr als 200 bewaffnete Gruppen kämpfen innerhalb des Landes. Wir sehen den Stellvertreterkrieg, wir wissen um das Ringen um das Land, wir wissen von der doppelten politischen Bedeutung des Konflikts, wir wissen von den Friedensverhandlungen, die in den letzten sechs Jahren ohne Unterlass geführt wurden. Aber trotzdem bleibt Syrien unbestreitbar die größte humanitäre Katastrophe unserer Zeit.

Sieben Millionen innerhalb und zusätzlich 5,3 Millionen außerhalb der Landesgrenzen – das sind insgesamt mehr als zwölf Millionen Menschen auf der Flucht. Weitere zehn Millionen sind  in Syrien geblieben und haben alles verloren. Sie haben ihre Existenzgrundlage verloren, sowie den Zugang zu jeglicher Art von Dienstleistungen, Bildung und Gesundheitsversorgung. Sie sind von ihren Freunden und Familien getrennt und benötigen humanitäre Hilfe. Die ganze Nation benötigt humanitäre Hilfe.  Syrien ist ungemeiner Schaden zugefügt worden und die Bevölkerung ist das Opfer dieses Krieges. Es gibt keine eindeutigen Gewinner, wohl aber eindeutige Verlierer, nämlich das syrische Volk; die Kinder, die Frauen, die besonders Verletzlichen, die Kranken, die Schwachen.

Die Hälfte der Kinder auf der Flucht besucht keine Schule. Ein großer Teil der im Land Vertriebenen hat viele Ausbildungjahre verloren. Wir haben zweifellos eine Generation verloren. Ich hoffe, dass die internationale Gemeinschaft unseren Hilfs-Aufruf unterstützen wird.

Der Aufruf bezieht sich auf die Jahre 2018 und 19. Es handelt sich um einen Rahmenmechanismus, genannt 3RP – den Regional Refugee and Resilience Plan (Regionaler Flüchtlingshilfsplan). Wir haben 270 Partner – darunter NGOs und UN-Organisationen wie WFP, UNICEF, UNDP, WHO, UNRWA, ILO und andere, die mit großer Sorgfalt und ohne Unterlass Flüchtlinge und Aufnahmegesellschaften in den Nachbarländern und darüber hinaus unterstützt haben.

Vier Millionen Menschen in Aufnahmegesellschaften haben  ihre Häuser, Dörfer und Städte großzügig geöffnet und 85 Prozent der 5,3 Millionen Flüchtlinge aufgenommen. 85 Prozent der syrischen Flüchtlinge befinden sich in den angrenzenden Staaten – in der Türkei, Jordanien, Irak und Libanon –, sie leben mit den Aufnahmegesellschaften in Städten und Dörfern in dieser Region. Nur 15 Prozent leben in Camps. Sie können sich also vorstellen, welche Auswirkungen diese große Zahl an Menschen, die dort schon so lange Zuflucht finden, auf die Aufnahmegesellschaften hat.

80 Prozent der Flüchtlinge in Jordanien leben unterhalb der Armutsgrenze. Von den 1,2 Millionen, die sich im Libanon aufhalten, leben etwa 72 Prozent unterhalb der Armutsgrenze. Viele von ihnen sind verschuldet. Sie leben in schrecklichen Zuständen, sie werden von einer Wohngegend in die andere geschickt, weil sie die Mieten nicht zahlen können und sie werden zwangsgeräumt.

Nur 53 Prozent der syrischen Flüchtlingskinder gehen zur Schule, 47 Prozent droht eine düstere Zukunft, weil sie keine Ausbildung haben. Gesundheit, Bildung, Einkommen, soziale Sicherung und Schutzmaßnahmen – physische sowie anderer Art – haben in der internationalen Hilfe für syrische Flüchtlinge oberste Priorität. Auch ausreichend Nahrung ist mittlerweile ein großes Problem.

2107 war ein besonders schwieriges Jahr bezüglich Finanzierung. Das Geld ist spät gekommen und die Hilfe von NGOs und der UN war limitiert. Wir mussten unsere Hilfe kürzen und kürzen. Und die Situation wird nicht besser. Sie wird vielmehr immer schwieriger und die Probleme verschärfen sich, wenn Menschen so lange auf der Flucht sind.

Wir appellieren an die internationale Gemeinschaft (…), wir müssen den Flüchtlingen rasch und verstärkt humanitäre Hilfe leisten.