„Einfach immer geradeaus“
Als ich vor zwei Monaten in Misrata, Libyen, in ein provisorisches Gefängnis für Flüchtlinge trat, wurde mir fast schwindlig. In den völlig überfüllten Räumen konnte ich kaum sehen; es roch nach Schweiss und Fäkalien und die Stimmung war extrem angespannt und laut. Offenbar waren viele der Insassen erst gerade einen Tag zuvor mit Bussen angekommen und sie schienen noch nicht richtig zu wissen, was mit ihnen geschehen würde. Sie hatten Angst, das war offensichtlich. Die meisten versuchten, sich irgendwie auf dem Boden einzurichten. Doch der Platz war viel zu knapp und es blieb ihnen nichts anderes übrig, als die Beine ineinander zu verschachteln, so wie sie wohl schon auf den Lastwagen zusammengepfercht dagesessen hatten. Andere redeten nervös auf mich ein, da sie glaubten, ich wüsste mehr als sie. Ich sagte ihnen, dass ich nur helfen könnte, indem ich zuhause über ihre Situation berichte. Das schien sie zu beschwichtigen.
Moaz ist mir aufgefallen, weil er offenbar an der Hand verletzt war und auch, weil er sich hinter seiner Jacke zu versteckte schien. Er war ausgelaugt und misstrauisch. Seine Freunde erzählten mir, dass sie nun schon acht Monate unterwegs seien. Geflüchtet aus Hama, einer Stadt in Zentralsyrien, waren sie offenbar irgendwann in Algerien gelandet. Dort fuhren sie in den Süden und dann zurück durch die Sahara, wo sie von den Schleppern ihrem Schicksal überlassen wurden.
hätten die Schlepper noch gesagt, „ bis du eine rote Lampe an einer Mobilfunkantenne siehst!“
Nun sind sie in Libyen und da sie keine Arbeitserlaubnis haben, wurden sie eingesperrt. Niemand weiss für wie lange. Sie wollen weiter nach Europa.
Nathan Beck, Fotograf