On-the-Job Training: Praxisnahe Unterstützung für Asyl-EntscheiderInnen durch UNHCR

UNHCR Österreich unterstützt neue BFA-MitarbeiterInnen mit Trainings und Reflexionsangeboten.

UNHCR-Mitarbeiterin Haleh Chahrokh im Gespräch mit der verfahrensführenden Referentin Diren Ayik. © UNHCR/Michael Schöppl

In den letzten beiden Jahren sind in Österreich mehr Asylsuchende als in den Jahren zuvor angekommen und das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) ist stark gewachsen. Um die schwierige, und für die Betroffenen manchmal lebenswichtige, Entscheidung zu treffen, wer Asyl erhält und wer nicht, braucht es gut ausgebildete EntscheiderInnen. UNHCR Österreich unterstützt neue BFA-MitarbeiterInnen mit Trainings und Reflexionsangeboten.

„Im stressigen Alltag hat man nicht die Zeit, jede Asyl-Einvernahme zu reflektieren. Die Inputs von UNHCR haben mir neue Aspekte aufgezeigt, die ich später bei den Einvernahmen in die Praxis umsetzen kann“, sagt Diren Ayik. Sie ist seit Juni 2016 verfahrensführende Referentin beim Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) und sie hat im September 2017 ein sogenanntes On-the-Job Training bei UNHCR Österreich absolviert.

Im Rahmen der Trainings werden Asyl-Einvernahmen begleitet und im Anschluss gemeinsam reflektiert und besprochen. Konzipiert wurden die Trainings besonders für jene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BFA, die erst seit kurzem Asyl-Einvernahmen durchführen.

„Bei den Trainings geht es nicht primär darum zu bewerten: ‚Das war gut oder das war schlecht.‘ Vielmehr wollen wir uns auf Augenhöhe in vertraulicher Atmosphäre austauschen, zur Reflexion anregen und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Methoden und Tools an die Hand geben“, so UNHCR-Trainerin Haleh Chahrokh. Sie hat selbst bei UNHCR Asylverfahren durchgeführt und kennt die praktischen Herausforderungen und die Verantwortung, die der Job mit sich bringt, gut.

Frau Ayik schmunzelt und meint, sie hätte sich das Training kritischer vorgestellt. Mitnehmen konnte sie sich aber trotzdem jede Menge für ihren Berufsalltag und sie wird das Training auch weiterempfehlen.

So hat sie sich beispielweise vorgenommen, genauer auf ihre Formulierungen zu achten: „Die Amtssprache ist für die Antragssteller schwierig zu verstehen. Fragen formloser zu stellen und in einfachem Deutsch kann wesentlich zum Verständnis beitragen. Man muss sich anpassen und wissen, wen hab ich da jetzt mir gegenüber“, so Ayik. „Und was mir auch gefallen hat, man sollte am Ende der Einvernahme die Fragen über das Leben in Österreich stellen, dann kommt der Antragsteller wieder in die Gegenwart zurück, kann sich auf das Hier und Jetzt besser konzentrieren.“

Insgesamt wurden seit der Aufstockung des BFA bereits rund 85 On-the-Job Trainings vom UNHCR-Team in fast allen Bundesländern durchgeführt. Geplant sind bis Ende 2019 rund 70 weitere individuelle Trainings in ganz Österreich. „Der Einvernahme kommt bei einem qualitativ hochwertigen Asylverfahren eine zentrale Rolle zu. Wir freuen uns, Referentinnen und Referenten dabei sowohl in einem frühen Stadium als auch nach einer gewissen Routine praxisnah unterstützen zu können“, so Chahrokh.

Die UNHCR-TrainerInnen bieten den TeilnehmerInnen neben weiterführenden Materialien auch die Möglichkeit, nach den Schulungen noch in Kontakt zu bleiben und Problemstellungen gemeinsam zu besprechen.

Die On-the-Job Trainings finden im Rahmen des Projekts „Bridge“ statt, das durch den Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds und das Bundesministerium für Inneres kofinanziert wird. UNHCR führt seit 2008 spezielle Projekte im Bereich der Qualitätssicherung in enger Kooperation mit dem Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl durch.