Syrische Mädchen sind im Libanon Klassenbeste

Nachdem sie aus Syrien geflohen sind, träumen die Schwestern Taqla und Sara von einem Uni-Studium.

Taqla Kalloumeh in ihre Klasse in einer armenischen Schule im Libanon ©UNHCR

ZALKA, Lebanon – Auf einer Treppe vor der kleinen Wohnung ihrer Familie nördlich der libanesischen Hauptstadt Beirut sitzen, über ihre Schulbücher gebeugt, die Schwestern Taqla und Sara Kalloumeh aus Syrien. Obwohl der Unterricht schon vor ein paar Stunden zu Ende war, tragen sie immer noch ihre blaue Schuluniform.

Die Treppe ist der einzige Ort, wo sie genug Platz und Ruhe haben, um für die Schule zu lernen. Dies ist nur ein Beispiel für ihre Entschlossenheit und ihren Ehrgeiz.

Beide Mädchen waren eifrige Schülerinnen in ihrer Heimatstadt Maaloula, eine aramäisch-sprachige Gemeinde ca. 50 Kilometer nordöstlich von Damaskus. Als der Krieg in Syrien auch in ihrer Stadt ankam, flohen die Schwestern gemeinsam mit ihrer Familie in den benachbarten Libanon.

Ein libanesischer Mann wusste von der Situation der Familie und bot an, die Gebühren für eine armenische Privatschule in Zalka für die Mädchen zu bezahlen. Taqla und Sara gehören damit einer Minderheit an. Laut einem Bericht von UNHCR aus dem vergangenen Jahr besuchen nur rund 40 Prozent aller syrischen Kinder im Alter zwischen drei und 18 Jahren eine Schule.

„Wir waren sehr gute Schülerinnen in Syrien”, erzählt die 14-jährige Sara. „Wir wollten die Schule nicht verlassen, wir wollen unsere Ausbildung fortsetzen. Deswegen danke ich Gott dafür, dass er uns jemanden geschickt hat, der uns mit unserer Bildung hilft.“

Die Schwestern haben sich nicht nur an den libanesischen Lehrplan gewöhnen müssen, sondern machen auch große Fortschritte Englisch, Französisch und Armenisch zu lernen. Reita Boyajian, die /Direktorin der Schule, sagt, die Begabung und der Fleiß der beiden sind sofort aufgefallen.

„Innerhalb eines Jahres konnten wir sehen, dass die zwei etwas Besonderes sind. Sie gehörten in allen Fächern sofort zu den Besten ihrer Klasse“, erzählt Boyajian. „Ich glaube wenn sie es nicht hierher geschafft hätten, wenn sie im umkämpften Syrien geblieben wären, oder wenn sie hier im Libanon nicht die Möglichkeit gehabt hätten, eine Schule zu besuchen, wäre das für uns alle ein großer Verlust gewesen.“

Boyajian hofft, dass die zwei Schwestern weiterhin so erfolgreich mit ihren schulischen Leistungen sind. Dies würde ihnen ermöglichen, Stipendien für die Universität entweder im Libanon oder im Ausland zu bekommen. Taqla, die ältere der beiden, träumt davon, einen Abschluss in einem Fach zu machen, das ihr die Möglichkeit gibt, mit dem Wiederaufbau Syriens zu helfen, wenn der Krieg vorbei ist.

„Ich möchte Bauingenieurin werden. Ich will meine Ausbildung hier absolvieren und dann zurück nach Syrien gehen ,um zu arbeiten und Häuser zu bauen“, sagt sie. „Ich würde gerne den Menschen erzählen, wie wichtig es ist in die Schule zu gehen, und dass man trotz aller Schwierigkeiten immer stark bleiben muss. Gebt nicht auf. Stellt euch euren Herausforderungen, denn ihr seid diejenigen, die sich ihre Zukunft aufbauen können.“