Tausende Menschen fliehen vor Kämpfen im Irak

Seit 2014 wird die Stadt Telafar von bewaffneten, extremistischen Gruppen beherrscht. Tausende Menschen wurden bereits vertrieben.

Eine Familie die vor den Konflikten westlich von Mosul geflohen ist, erreicht das Hammam Al-Alil camp südlich der Stadt. ©UNHCR/Caroline Gluck

GENF, Schweiz – Im Nordirak hat am Sonntag der Einsatz zur Rückeroberung der Stadt Telafar begonnen. UNHCR ist nach wie vor um den Schutz der irakischen Zivilbevölkerung besorgt.

Telafar befindet sich etwa 65 Kilometer von Mosul entfernt. Seit 2014 wird die Stadt von bewaffneten, extremistischen Gruppen beherrscht. Vor dem Konflikt lebten in Telafar rund 200.000 Menschen. Seit April dieses Jahres sind mehr als 30.000 Menschen aus der Stadt geflohen. Viele von ihnen leben in Camps mit vertriebenen Familien aus Mosul.

Seit 2014 haben Hilfsorganisationen keinen Zugang zu der Stadt. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass immer noch Tausende Menschen dort ausharren. Die Lebensumstände gelten als schwierig; Essen und Wasser sind knapp, es gibt nur mehr wenig Elektrizität und kaum mehr Gesundheitseinrichtungen. Die Menschen mussten in den vergangenen drei bis vier Monaten von verschmutztem Wasser und Brot leben.

Jene Familien, die es geschafft haben, die Stadt zu verlassen, mussten große Risiken eingehen. Viele erzählen davon, Leichen auf ihrem Weg gesehen zu haben und einige wurden von extremistischen Gruppen getötet. Es wurde auch von Menschen berichtet, die an Dehydrierung und Krankheiten gestorben sind.

Menschen, die Telafar verlassen, müssen lange Wege in der Hitze zurücklegen, oft ohne Essen oder Wasser, um in Sicherheit zu gelangen. In vielen Fällen sind die Menschen dazu gezwungen, ihre Kinder oder ältere Menschen zurückzulassen, weil sie nicht in der Lage sind, die beschwerliche Reise auf sich zu nehmen

Viele Neuankömmlinge sind erschöpft und dehydriert oder haben Verletzungen und Wunden von Heckenschützenangriffen oder explodierenden Landminen.

UNHCR-Partnerorganisationen vor Ort befinden sich an  Sammelpunkten, um jenen Menschen zu helfen, die sich in besonderen Notlagen befinden, wie zum Beispiel unbegleitete Kinder.

In der vergangenen Woche sind im Hammam Ak Alil-Transitcenter 1.500 Familien angekommen, wo ihnen Unterkunft und Grundversorgung geboten wird.

Außerdem wurden in einem neuen Sektor Plätze für 1.000 Familien (6.000 Menschen) in der Nähe von Mosul geschaffen. Der Standort soll in etwa zehn Tagen eröffnet werden.

UNHCR hat außerdem den Betrieb im Nimrud Camp übernommen, wo ebenfalls bis zu 22.000 Binnenvertriebene aus Telafar aufgenommen werden können. Weitere 150 Familien aus Telafar wurden in UNHCR-Camps östlich von Mosul untergebracht.

UNHCR befürchtet, dass irakische Zivilisten als menschliche Schutzschilder verwendet werden und dass Fluchtversuche zu ihrer Ermordung führen könnten. Wir appellieren an alle Parteien, den Zivilisten sichere Korridore aus der Konfliktzone zu ermöglichen.

Wir sind außerdem besorgt über Fälle, in welchen vertriebene Familien aus Telafar der Zutritt zu sicheren Unterkünften verweigert wird, obwohl Aufnahmekapazitäten vorhanden wären. Des Weiteren sind wir besorgt über die Berichte über sexuelle Gewalt und Missbrauch. Wir appellieren erneut an die irakischen Behörden, ihre Bemühungen solche Fälle zu vermeiden, zu verstärken.Mehr als drei Millionen Menschen wurden im Irak bisher vertrieben. Wir gehen davon aus, dass diese Zahl in den kommenden Monaten noch steigen wird, da die irakische Regierung versucht, die Kontrolle über von Extremisten kontrollierte Gebiete zurückzugewinnen. Mehr als 100.000 Menschen könnten dadurch noch vertrieben werden.

Die Einsätze von UNHCR im Irak sind stark unterfinanziert und das gefährdet die Versorgung und Unterstützung der Vertriebenen. Wir benötigen dringend 126 Millionen US-Dollar für den Aufbau von Camps und fürdie Unterstützung von RückkehrerInnen.