Auf wenig Platz viel Raum für Musik

Die 44-jährige Uta nahm Hamid aus Afghanistan in ihrer 29m²-Wohnung in Berlin- Marzahn auf. Über die gemeinsame Leidenschaft für Musik lernten sie sich kennen.

Uta und Hamid leben in Berlin-Marzahn. © UNHCR/Aubrey Wade

BERLIN, Deutschland – Uta hat Hamid aus Afghanistan aufgenommen. Ihre gemeinsame Leidenschaft ist die Musik. Die 44-jährige Uta wohnt mit Hamid aus Afghanistan in ihrem ihrer Einzimmerwohnung in Marzahn, dem weitläufigen Viertel mit hohen Plattenbauten im Osten Berlins. In den 1990er Jahren war die Siedlung für fremdenfeindliche Vorfälle bekannt.

Uta selbst hat zwei Kinder: einen 17-jährigen Sohn, der bei ihrem Ex-Mann lebt und eine 22-jährige Tochter, die in Hamburg studiert. Krankheitsbedingt konnte Uta zwei Jahre lang nicht arbeiten und zog deshalb im Sommer 2015 zurück nach Berlin, um ein Reha-Zentrum in Potsdam zu besuchen und in der Nähe ihrer Mutter zu leben. Gleichzeitig fing sie an, in einem vom Roten Kreuz betriebenen Zentrum für junge Flüchtlinge zu arbeiten, wo sie Hamid kennenlernte.

Die beiden unterhielten sich über Musik. Hamid spielt Flöte und Klavier und will noch mehr Instrumente erlernen. Uta spielt Klavier und Gitarre. Sie hatten ihre gemeinsame Leidenschaft gefunden.

Uta bringt Hamid jetzt das Keyboardspielen bei und will ihn auch für die Gitarre begeistern. Er würde gern klassische Gitarre studieren und irgendwann sein Hobby zum Beruf machen, doch noch fehlt es ein wenig an Selbstvertrauen.

Hamid interessiert sich auch für Rap- und Pop-Musik und erklärt, dass sie ein guter Weg sind über soziale Probleme zu reden.

„Meine Nachbarn waren nicht besonders freundlich“, erzählt Uta. Als sie Hamids Namen an den Briefkasten klebte, wurde er schnell wieder entfernt. Einer der Nachbarn meinte zu Uta, dass sie hier keine Ausländer wollen. Aber Uta kämpft gegen solche Einstellungen an. „Er ist mein Sohn“, antwortete sie ihm, „daran müssen Sie sich einfach gewöhnen.“

Für Uta war es eine große Herausforderung. „Ich musste Freundschaften mit Leuten beenden, die nicht akzeptierten, was ich mache. Für mich war es ein Schock zu sehen, wie engstirnig und gemein sie gegenüber anderen Menschen sein konnten. Es ist sehr ermüdend. Man kommt wirklich an die Grenzen seiner Energie und Geduld.“

Aber Uta sieht auch die positiven Seiten: „Ich habe in meinem Leben noch nie so viel über Religion, Essen und andere Kulturen gelernt, wie in der Zeit mit Hamid.“

Hamid besucht fast jeden Tag zwei verschiedene Deutschkurse. Er liebt Fußball und spielt jeden Mittwoch mit anderen Jugendlichen und Flüchtlingen in einem Integrationsprojekt.

Ein Sozialarbeiter erkannte Hamids Hilfsbereitschaft und war beeindruckt, wie er mit Neuankömmlingen aus Afghanistan kommunizierte. Er half Hamid einen Platz im Bundesfreiwilligendienst zu bekommen. Seit Februar 2016 arbeitet er deshalb Teilzeit in einem Integrationsprojekt und kann dort lernen, was es heißt, ein Fußballtrainer zu sein. „Ich will mich nützlich fühlen“, sagt Hamid.