Über 11.000 Kongolesen fliehen vor anhaltender Gewalt nach Angola

Im Südwesten der Demokratischen Republik Kongo kam es erneut zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Mittlerweile haben sich mehr als 11.000 Menschen in das benachbarte Angola gerettet.

Vertriebene Familien holen Wasser in einem Camp nahe Goma, Demokratische Republik Kongo, im Oktober 2012.
© UNHCR/Frederic Noy

GENF, Schweiz – Anhaltende Gewalt im Südwesten der Demokratischen Republik Kongo haben mehr als 11.000 Menschen zur Flucht ins benachbarte Angola gewzungen. Die Grenzübergänge des südafrikanischen Landes verzeichneten einen drastischen Anstieg an Flüchtlingsankünften.

Allein im April dieses Jahres wurden 9.000 Neuankünfte registriert. Die ehemals friedliche Kasai Provinz wurde erstmals Mitte 2016 von gewalttätigen Auseinandersetzungen erschüttert. Seitdem wurden mehr als eine Million Menschen zu Vertriebenen im eigenen Land.

Die Flüchtlinge gaben an, Schutz vor den Attacken der örtlichen Milizen gesucht zu haben. Die Attacken der Milizen richten sich gegen Polizeikräfte und Militärangehörige. Zivilisten, denen Regierungsnähe unterstellt wird, werden jedoch ebenfalls Opfer von Übergriffen.

Nachdem sie den bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Milizen und Regierungstruppen entkommen sind, mussten einige Flüchtlinge für mehrere Tage in Wäldern ausharren, bevor sie ihre Flucht in Richtung Angola fortsetzen konnten. Die ankommenden Flüchtlinge sind in kritischer Verfassung, es mangelt an Zugang zu sauberem Trinkwasser, Nahrung und Unterkünften.

Die Situation der geflüchteten Kinder ist besonders prekär, viele von ihnen sind mangelernährt und krank. Sie leiden mitunter an Durchfall, Fieber und Malaria. Berichten zufolge verstarben bereits zwei Kinder an Unterernährung. UNHCR zeigt sich angesichts der vorherrschenden Nahrungsmittelknappheit sowie wegen der grassierenden Krankheiten besorgt.

Die neu angekommenen Flüchtlinge haben große Angst. Sie fürchten nach wie vor um ihr Leben und gaben an, vorerst nicht über eine Heimkehr nachzudenken. Scheinbar haben einige Eltern ihre Kinder alleine über die Grenze geschickt, aus Angst, dass die kongolesischen Milizen sie zwangsrekrutieren würden.

UNHCR koordiniert derzeit mit Hilfe der Regierung, den örtlichen Behörden sowie lokalen Partnern die Versorgung der Flüchtlinge vor Ort und verhandelt mit der Regierung, geeignete Unterkünfte für die Geflüchteten zur Verfügung zu stellen. Die derzeitigen Unterkünfte in Grenznähe sind überbelegt und ungeeignet. UNHCR entsendet diesen Samstag ein zusätzliches Kriseneinsatzteam um die Hilfsmaßnahmen vor Ort zu unterstützen.

UNHCR arbeitet mit Nachdruck daran, Familienzelte, Kochsets, Decken, Moskitonetze, Schlafmatten und andere dringend benötigte Hilfsgüter in die betroffenen Gebiete zu bringen.

Der Bedarf an zusätzlichen Hilfsmaßnahmen ist groß. Die Geflüchteten leben derzeit in behelfsmäßigen Unterkünften nahe der Grenze. Im April erreicht die Regenzeit in Angola ihren Höhepunkt, die zu erwartenden Niederschläge bereiten UNHCR große Sorgen. Diese könnten neben einer drastischen Verschlechterung der Lebensumstände ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko für die Geflüchteten darstellen: Frauen, Kinder, ältere Personen und Menschen mit körperlichen Einschränkungen sind hier besonders gefährdet.

UNHCR begrüßt die Entscheidung der angolanischen Regierung, die eigenen Landesgrenzen für Flüchtlingsankünfte aus der Demokratischen Republik Kongo offen zu halten. UNHCR hofft darüber hinaus auf eine Fortsetzung dieser Geste des guten Willens; die Sicherheitslage in der Kasai Region bleibt unverändert angespannt. UNHCR betont, dass Menschen die um internationalen Schutz ansuchen, nicht in die Demokratische Republik Kongo zurückgeschickt werden dürfen.