„Mein Traum ist eine Dokumentation über Flüchtlingslager zu machen“, Abdullahi, 26

Silja

Abdullahi und ich sind einer Meinung: Die Flüchtlingslager von Dadaab bekommen zu viel Negativpresse. Eine Panoramaaufnahme der Lager im Hintergrund und das Foto eines Al-Shabaab-Terroristen in den Vordergrund kopiert – so stellt die Presse die Lager gerne dar; als eine Gefahr für Kenia und die Welt; als eine Wiege des Terrorismus. Wir können es nicht mehr sehen. Abdullahi und ich laufen bei 37 Grad durch die schattigen Flure des UNHCR-Büros in Dadaab. Wir wissen beide, dass es gefährliche Leute in den Lagern gibt. Anschläge, Kriminalität und Entführungsversuche kommen leider vor. Aber die zum Großteil unschuldigen 350.000 Flüchtlinge, die von einem normalen Leben träumen und trotz der schwierigen Bedingungen in Dadaab das Scherzen und Lachen nicht vergessen haben, werden bei den Beschreibungen in den Medien oft vergessen.

1991 entfloh er gemeinsam mit seinen Eltern dem Bürgerkrieg in Somalia. Seitdem ist keiner von ihnen in den Heimatort der Familie in der Nähe von Mogadischu zurückgekehrt. Seine beiden Geschwister sind in Dadaab geboren und kennen nur Kenia. Sein Vater ist in Dadaab gestorben.

„Mein Traum ist es, eine Dokumentation über Flüchtlingslager zu machen und der zu Welt zeigen, wie es wirklich ist“, erzählt mir Abdullahi. Er hat bereits viel getan um seinen Traum zu verwirklichen. Sein Lerneifer in der Schule wurde belohnt, als er nach dem Abschluss eine Anstellung als Übersetzer für UNHCR bekam. Vom angesparten Gehalt und geliehenem Geld finanzierte er sich Weiterbildungen im Bereich Journalismus. Heute ist er als Korrespondent für Medienagenturen tätig. Außerdem arbeitet er mit Journalisten zusammen, die die Flüchtlingslager besuchen. Er hilft ihnen die richtigen Interviewpartner zu finden und führt sie durch die riesigen Lager.

So habe ich Abdullahi kennengelernt. Im Oktober 2013 kam er mit einem Fernsehteam in mein Büro. Da ich für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit zuständig bin, empfange ich regelmäßig Reporter in Dadaab. Ich freue mich, dass diese mit Ortsansässigen zusammenarbeiten und dadurch einen sehr detaillierten Einblick in das Leben in den Flüchlingslagern bekommen. Noch mehr freue ich mich, dass Menschen wie Abdullahi sicherstellen, den Besuchern neben all den tragischen Seiten des Flüchlingsdaseins auch ein positives Bild zu vermitteln. Bereits jetzt gibt es einige Erfolge und die von Abdullahi betreuten Journalisten haben in ihren Fernsehbeiträgen und Artikeln das menschliche Gesicht von Dadaab gezeigt. Abdullahis Dokumentation über Flüchtlingslager werde ich in ein paar Jahren sicherlich mit Freude ansehen.


Jede Familie, die durch Krieg zerrissen wird, ist eine zu viel

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