Freundschaft ist unsere Motivation

“Die Bilder glichen ein wenig denen aus Flüchtlingslagern in Krisengebieten, nicht aber dem was man in einem sonst so aufgeräumten Land wie unserem gewohnt ist.”

 

Mitten in Kreuzberg, einem multikulturellen Kiez in Berlin stand auf einmal auf dem Oranienplatz eine Zeltstadt. Männer in dunklen Daunenjacken und mit dicken Mützen und Handschuhen saßen an brennenden Mülltonnen um sich zu wärmen. Die Bilder glichen ein wenig denen aus Flüchtlingslagern in Krisengebieten nicht aber dem was man in einem sonst so aufgeräumten Land wie unserem gewohnt ist. Fremd und fast ein wenig verstörend wirkte das auf mich.

Auf der Webseite von Give Something Back To Berlin e.V. las ich, dass es sich hier um Flüchtlinge aus aller Welt handelt, die um Asyl in Deutschland und die Abschaffung der Residenzpflicht kämpfen und deshalb ihre Lager in allen Ecken Deutschlands verließen um hier für mehr Rechte zu kämpfen. Ich lernte auch, dass es den Menschen, die dort in den Zelten lebten an allem fehlte. Kleidung, Matratzen, Decken gegen den eisigen Berliner Winter, medizinische Versorgung und Lebensmittel. In Mitten des quirligen Bezirkes in dem sich jeden Tag Touristen vergnügten, lebten auf einmal fast hundert junge Männer für die es Tage gab an denen sie nicht einmal eine einzige Mahlzeit hatten.

Ich erfuhr auch, dass sich über Give Something Back To Berlin e.V. eine Gruppe organisiert hatte, die sich darum kümmerte, dass zumindest einmal die Woche zusammen mit den Bewohnern des Oranienplatzes eine warme Mahlzeit gekocht wurde. Seither bin ich Mitglied der Kochgruppe am Oranienplatz und habe dort viele Freundschaften geschlossen. So fand ich mich mit anderen Freiwilligen inmitten dieser Männer wieder, teilte leckeres Essen aus und konnte Lächeln auf den Gesichtern erkennen.

Mittlerweile ist der Platz geräumt worden – so schnell, dass es unseren Freunden nicht möglich war, ihre persönlichen Sachen aus den Zelten zu holen. Wir sind mit ihnen in eine besetzte Schule umgezogen. Und weil es dort keine Küche gibt und das Wetter gnädig ist – machen wir jetzt ein wöchentliches BBQ. Wir unterstützen den Protest, sind aber nicht politisch motiviert. Freundschaft ist unsere Motivation.

Innerhalb der nächsten 5 Wochen wird nun auch die Schule geräumt. Mehrere hundert Flüchtlinge verlieren ihr zu Hause und der Protest wieder einen wichtigen Standort. Was aus unseren BBQs wird, wissen wir nicht. Aber dass wir erfolgreich damit waren, wenigstens für ein paar Stunden Normalität einkehren zu lassen, gemeinsam zu grillen, uns auszutauschen und unseren Freunden zu zeigen dass wir sie unterstützen und willkommen heißen – das wissen wir.


Jede Familie, die durch Krieg zerrissen wird, ist eine zu viel

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