Eine kaum zu überwindende Mauer

© C. Mayer/Red. Galileo

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Über ein Jahr haben meine Kollegin Kim Rigauer und ich den Somalier Jehlani Ahmadi und seine Familie mit der Kamera begleitet. Der Goldschmied lebte als anerkannter Flüchtling in Augsburg und versuchte in diesem Zeitraum, seine Familie nachzuholen. Seine Frau Amina hatte es von Somalia bis in Kenias Hauptstadt Nairobi geschafft und bewohnte mit den drei kleinen Töchtern ein Elendsquartier.

Umgerechnet 60 Euro verlangte der Vermieter im Monat, das Geld schickte ihr Jehlani aus Deutschland, ihm selbst blieb fast nichts mehr. Doch trotz aller Bemühungen und unserer Hilfe scheiterte Jehlani Ahmadi an den deutschen Behörden und dem hochkomplizierten Verfahren, das für ihn und seine Frau – beide Analphabeten – kaum nachzuvollziehen war.

Immer wieder wurde er vertröstet, immer wieder verschob sich die Familienzusammenführung – mal war ein Formular nicht korrekt ausgefüllt, dann wieder war ein Termin um einen Tag verpasst worden. Schließlich gab er enttäuscht auf und kehrte mit seiner Familie ins Bürgerkriegsland Somalia zurück, trotz seiner angegriffenen Gesundheit.

Jehlani

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Was dann genau passierte, wissen wir nicht – man teilte uns nur mit, dass Jehlani schwer krank zurückgekehrt sei und in einem Krankenhaus in Augsburg liege. Dort ist er vor einem Jahr verstorben. Wir unterstützen seitdem seine Witwe und die Kinder in Somalia finanziell.

Es war beschämend, aus nächster Nähe mitzuerleben, wie schwer es Flüchtlingen in Deutschland gemacht wird. Man nutzt bürokratische Hürden wie eine kaum zu überwindende Mauer.

Claudia Mayer, Redaktion Galileo – Büro Nord, Autorin/Producerin


Jede Familie, die durch Krieg zerrissen wird, ist eine zu viel

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