Birgit Einzenberger – Begegnung mit einer inspirierenden Freundin und Kollegin

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Im Rahmen eines Einsatzes für syrische Flüchtlinge mit UNHCR in Jordanien habe ich Hanifa, eine besonders energiegeladene und wiffe Kollegin und Mutter kennengelernt. Ich war von ihrem Tatendrang beeindruckt – als ich hörte, dass sie ihre Stelle in der Ukraine aufgegeben hat, um mehr Verantwortung zu übernehmen. Obwohl dies auch den Einsatz an gefährlichen Orten, getrennt von ihrer Familie bedeutete, wie Bagdad.

Erst bei einem Wochenendausflug mit Hanifa und ihrem Sohn Ilias Jan zum Weltkulturerbe Petra, habe ich mehr über ihr Leben erfahren: Nach langen, arbeitssamen Jahren in der afghanischen Verwaltung hatte sich der Lebenstraum von Hanifas Vater Diplomat zu werden, gerade erfüllt, als das Regime gestürzt wurde. Viele ihrer Verwandten wurden im Zuge des Krieges in Afghanistan getötet. Hanifa, damals ein kleines Mädchen, musste mit ihrer Familie fliehen. Sie suchten zuerst in Usbekistan und dann in Russland Zuflucht, aber fanden dort keinen Schutz.

Sie strandeten dann in der Ukraine, wo Hanifas Vater Tag und Nacht schwer arbeitete, um das Überleben seiner Familie zu sichern. Als Ausländer musste die Familie für alles die doppelten Gebühren zahlen, auch für das Studium an der Universität. Es dauerte mehrere Jahre bis sie als Flüchtlinge anerkannt wurden. Erst viel später erhielten sie dann die ukrainische Staatsbürgerschaft. Obwohl Hanifa in der Ukraine viele gute Freunde kennenlernte, die sie und ihre Familie unterstützten, waren sie vielfach mit fremdenfeindlichen Einstellungen von Einheimischen konfrontiert.

Aber Hanifa ist mit ihren Erfahrungen gewachsen: Trotz aller Hürden konnte sie Schule und Studium erfolgreich abschließen. Weil sie einen Beitrag dazu leisten wollte, dass andere Flüchtlinge einen leichteren Start in der Ukraine haben, kam sie zu UNHCR.

Obwohl sie einen Teil ihrer Kindheit, die privilegiert und sorgenfrei begonnen hatte, verloren hat, ist Hanifa einer der positiv denkensten Menschen, den ich kenne. Sie schätzt es, dass sie ihre Geschichte zu einer multikulturellen, globalen Bürgerin gemacht hat und ergreift die Chancen, die sich ihr daraus erföffnen.

Ihren Sohn erzieht sie mit viel Liebe und lehrt ihn, seine afghanischen Wurzeln und die ukrainische Kultur zu pflegen und Dari, Russisch und Englisch zu sprechen. Ich habe selten ein glücklicheres und offeneres Kind kennengelernt. Mit ihrer einzigartigen Melange aus einem sehr unabhängigen, ambitionierten und besonders herzlichem Charakter, ist Hanifa eine große Inspiration für mich! Ich hoffe für ihre Familie – wie auch für ihre ukrainische Aufnahmegesellschaft – dass es bald eine friedliche Lösung für die dortige Krise geben wird. Ich will mir nicht vorstellen, dass Hanifa und ihre Familie neuerlich vertrieben und wieder zu Flüchtlingen werden könnten.


Jede Familie, die durch Krieg zerrissen wird, ist eine zu viel

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